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Erster Theil
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189
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Dann bekleidet man den Knaben mit einem Paar kurzen Bcinklei- der», das Mädchen mit dem Rahhad. Um diese Zeit schneidet man in die Haut ihrer Wangen, wie es die Nubier thun, mehrere pa­rallel neben einander laufende Wunden, deren Narben als beson­dere Verschönerung des Gesichts gelten. Diese Unsitte ist wahr­scheinlich von Nubicn herauf gekommen, jedoch nicht überall im Gebrauch.

Da die Kinder beständig essen, so viel sie wollen, bekommen sie bald einen unförmlich dicken Unterleib und dieser nimmt erst mit dem Alter von zehn Jahren seine natürliche Gestalt an. Nur sel­ten lernt ein^ Knabe lesen und schreiben. Er wächst wie seine El­tern in Unwissenheit und Unsittlichkeit auf und wird erst durch den Hunger angetrieben, irgend ein Gewerbe zu ergreifen.

Ich habe versucht, in Vorstehendem ein allgemeines Bild des Sudahnesen zu zeichnen, ohne die verschiedenen Stämme und Völ­kerschaften, aus denen die Eingcborncn dervereinigten Königreiche des Landes Sudahn" bestehen, besonders zu berücksichtigen. Im Verlaufe dieser Blätter werde ich auf sie zurückkommen und wende mich jetzt zur Betrachtung der staatsbürgerlichen und socialen Ver­hältnisse der unter dem, Scepter Egpptens und bezüglich der Türkei in den Ländern des blauen und weißen Flusses lebenden Menschen.

Charthum ist die Residenz eines Pascha, welcher zur Verwal­tung der Regierung des Ost-Sudahn von Egypten dahin geschickt wird. Seine Stellung wird wegen des gefährlichen Klimas des Sudahn und des Mangels an allen Genüssen und Freuden des ge­selligen Lebens als eine Strafe angesehen. Deswegen wechselt er in Friedenszciten alle drei Jahre und kehrt nach dieser Zeit (welche man jetzt in Egypten geradezu seine Strafzeit nennt) auf seinen al­ten oder einen besseren Posten zurück. Der Pascha von Sudahn, Hokmodahr el Sud ahn genannt, ist der höchste Würdenträ­gerder Königreiche", besitzt Recht über Leben und Tod, trotz der schwebenden Tansimatsfrage der Pforte, die Macht, Krieg zu be­ginnen und Frieden zu schließen, und ist nur dem hohen Rathe der

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