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nebst einigen Stäben und Stricken, der ganze Apparat, welcher unseren Webstuhl vertreten muß.
Das gewebte Zeug wird entweder als Ferdah oder zum Verfertigen der kurzen Beinkleider benutzt. Der Schneider ist unnö- thig, weil sich der Sudahnese die Beinkleider, wenn er sie überhaupt besitzt, selbst zuschneidet und zusammennäht; seine Takh'ie kauft er sich auf dem Basare. Ebenso wenig bedarf der Einge- borne der Hülfe eines Gerbers oder Schuhmachers, um seine Sandalen anzufertigen. Die Männer verstehen ohne Ausnahme Leder zu gerben. Man benutzt die gerbsäurercichen Schoten einer, niedere Büsche bildenden Mimosenart arab. „Kharat" als Lohe und gerbt nur so viel Leder, als man gerade braucht. In der Nähe von Musellenüe werden sehr dauerhafte Ledcrgeflechte und andere Lederarbeiten gefertigt, aber auch dieses Handwerk ist von Jedermann gekannt.
Die Sudahnesen können das Eisen schmieden und schmelzen. Kordofahn ist reich an Eisenerz von vorzüglicher Güte, sogenanntem Raseneksenstein. Diesen schmelzen die Eingebornen in kleinen, trichterförmigen Erdgruben mit selbstgcbranntcn Kohlen aus Mimosenholz, um das zur Anfertigung ihrer Waffen und Geräth- schaften nöthige Roheisen zu erhalten. Man staunt bei Besichtigung' ihrer Schmiedearbeiten über die Einfachheit der Werkstätte und der Instrumente. Ein schlechter, kleiner Blasebalg, ein kubisches Stück Eisen als Ambos, einige Hämmer und eine Zange sind dem Schmiede zu seinen Arbeiten ausreichend; er versteht damit Dinge zu fertigen, welche bei uns zu Lande mit weit vollkomm- nerem Arbeitsmatcrial kaum besser gearbeitet werden.
So ist es mit allen übrigen Handwerken (wenn ich so sagen darf), welche sie betreiben. Gänzlicher Mangel an Ausbildung ist des Arbeiters Loos, er besitzt erbärmliche Werkzeuge und geringes Rohmaterial und ist dennoch im Stande, für seine Verhältnisse Großes zu leisten.
Das Klima Charthum's ist unbedingt eins der ungesundesten der Erde. Man hat berechnet, daß achtzig Prozent aller Europäer,
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