Dokument 
Erster Theil
Entstehung
Seite
215
Einzelbild herunterladen

215

Erde mit einem grünen Teppich zu überkleiden; »räch wenig Ta­gen sproßt das junge Gras überall luftig empor. Lange schon > standen die Bäume knospend, der Regen zersprengt die Hüllen,

frisch und kräftig entfalten sich die Blätter und werfen ihr grünes Gewand um die von nun an in ihrem Frühlingsschmucke prangen- gen Kronen der Bäume. Man muß den Urwald in seiner Herr­lichkeit gesehen haben, um den Frühling der Tropen würdigen, be­greifen zu können. Wie balsamisch durchweht der von den blü­henden Mimosen jetzt so freigebig gespendete Blüthenduft die küh­lende, Geist und Körper, Herz und Sinn erfreuende, erhebende und belebende Tropennacht! Wir werden später einen Tropenwald durchwandern, um auch aus das Leben in der Thicrwelt un­sere Blicke zu werfen; ich gedenke hier nur des Lebens in den Straßen Charthum's während der Regenzeit. Sogleich nach dem ersten Regen hört man die Conzerte kleiner Frösche, deren laute und tiefe Baßstimmen auf einen vierfach größeren Körper schlie­ßen lassen, als die Thierchen wirklich besitzen. Sie sind we­nig Stunden nach dem ersten Regen erschienen, man weiß nicht, woher; sie bewohnen die Lachen zu Hunderten, ihre Stimmen durchhallen weithin die Nacht und Niemand sah oder hörte sie vor­her. Auf den sandigen Wegen sammeln sich farbenprächtige Sand­käfer (Cincidelen) zu Tausenden, die Wipfel der Palmen und Mi­mosen sind von Millionen Insekten umschwirrt und langgeschwänzte Ziegenmelker eilen allnächtlich zu ihrem Fange herbei. In jedem Garten bauen fröhliche Vögel ihre Nester, die goldncn und sma- ragdnen Honigsauger kommen aus den Wäldern bis dicht unter die Fenster an die Blüthen der Kaktusfeigen, um von deren Nektar zu naschen. Es ist eine Zeit des Genusses für den Forscher, aber, wegen der nun auftretenden Krankheiten, eine Zeit der Gefahr für die gebrechliche Hülle des Menschen.

Gewöhnlich regnet es in drei bis fünf Tagen einmal. Die seit Monaten durstige Erde saugt begierig den Himmelssegen ein, das sich auf der Oberfläche sammelnde Wasser verschwindet schnell. Schon nach kurzer Zeit wirbelt der Wind neue Staubmasscn auf und erst ein zweiter Regen muß diese wieder niederschlagen. Die