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Erster Theil
Entstehung
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Wärme wird überaus lästig, der Mensch Tag und Nacht von dem aus allen Poren der Haut hervorrieselnden Schweiß gebadet; aber dennoch ist es nicht die positive Hitze, sondern mehr eine kaum zu ertragende Schwüle, welche ermattend auf Körper und Geist ein­wirkt. Jeder neue Regenguß beschleunigt das wunderbar schnelle Wachsthum der Pflanzen und jeder schwellt die schon hoch gestie­genen Ströme noch mehr an.

Bekanntlich sind es nur die in den Tropen Nord-Ost-Afrika's während des Charief herabstürzenden Regen, welche das Steigen des weißen und blauen Flusses und somit auch des Nil bewirken. Der blaue Fluß sängt in Charthum, weil es, wie schon erwähnt, im Süden des Sudahn eher regnet, als im Norden dieses Landes, schon Anfang Mai's konstant zu steigen an, der weiße Fluß wohl einen halben Monat später. Beide steigen erst sehr langsam, dann aber immer rascher; nur ist das Steigen bei dem durch hohe und steile Ufer eingeengten, direkt aus den Gebirgen herabströmenden Bahhr el asrakh sichtlicher, als bei dem sich durch viele Brei­tegrade langsam im Flachlandc dahinziehenden Bahhr el abiadt. Wenn der blaue Fluß schon hoch geröthet ist, bemerkt man in den graulichen Fluchen des weißen Stromes noch gar keine Färbung. Nachdem die Regenzeit auch bei Charthum begonnen hat, steigen beide Ströme erstaunlich schnell: der blaue Fluß nimmt manchen Tag um einen Fuß an Höhe zu, der weiße zwar weniger, aber um so mehr an Breite. Zur Zeit der Dürre ist er eine starke Vier- telmeilc von den Häusern Charthum's entfernt, bei seinem höchsten Stande bespühlen seine Fluchen den dicht an den letzten Häuserrei­hen der Stadt aufgeworfenen Erddamm; dabei ist er auch auf sei­nem anderen User fast eine Achtelmcile weit in's Land hineingetrc- ten. Dann sieht man in den einzelnen Ritzen des durch die Son- nengluth tief zerklüfteten Schlammlandes seiner Ufer geschäftig kleine Büchlein Wassers dem Lande zulaufen; sie erweichen schon vorher den Uferboden weit umher und wandeln ihn, noch ehe er von den Fluchen des Stromes bedeckt wird, in zähen, tiefen Schlamm um. Ein Orkan treibt die Wellen des Flusses oft mehrere hundert Schritte über die Ufer hinaus und bildet, das Wasser zurücklassend, neben