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zu verlieren; das Gras und die übrigen Pflanzen der Steppe verdorren, die Schlingpflanzen in den Wäldern sterben ab oder versinken in lange anhaltende Lethargie. Aber die Samen aller Pflanzen ? sind längst gereist, die Jungen der Bögel dem Neste entflogen, die Kinder der Säugcthiere zum Ertragen des nun herannahenden Elendes erstarkt; die Ströme sind bis zu ihrem tiefsten Stande herab- gesunken und so seicht geworden, daß sie an einzelnen Stellen durch- wadet werden können oder neben ausgedehnten Sandinseln nur ein schmales Wafscrbächlein dahin senden, kaum tief genug, Segclbar- ken zu tragen. Jetzt sieht man das Krokodil reihenweise am Ufer oder auf Sandbänken liegen, um sich behaglich in dem immer mehr an Wärme zunehmenden Strahl der Sonne zu recken, und Pas Nilpferd sich die tieferen Stellen aussuchen; Ibis und Webervögel sind verschwunden, weggezogen, wer weiß es, wohin. Noch wehten bisher die kühlenden Passatwinde, aber nun treten auch die Südwinde, die vernichtenden, auf: der Kreislauf ist beendet, aus die von nun an waltende Zerstörung folgt wieder neues Leben.
Trotz der in den Monaten März bis August herrschenden fürchterlichen Hitze ist diese Zeit doch die gesündeste für den Fremden und Einheimischen. Erst am Ende des Charief, wenn die feuchte Erde unter der glühenden Sonne auszudünsten beginnt und giftige Miasmen erzeugt, treten die dem Sudahn eigenthümlichen Krankheiten in ihrer vollen Stärke auf. Nur wenige Fremdlinge bleiben von ihnen verschont, viele unterliegen ihnen; aber auch die Eingebornen, welche den Krankheiten nicht die starke Körpcrkonsti- tution der Nordländer entgegensetzen können, leiden sehr. Ich glaube, daß ihre Ausschweifungen wesentlich dazu beitragen, daß sie leicht einer Krankheit zum Opfer fallen; oft mag wohl auch gänzlicher Mangel an passender Arznei den Gang der Krankheit beschleunigen und den Tod herbeiführen. Die Sterblichkeit ist unter den Eingebornen während der Monate September und Oktober zuweilen entsetzlich groß und nur der Glaube an das unabänderliche, ihnen schon vorher bestimmte Geschick vermag sie lebensmuthig zu erhalten, wenn der Ficberfrost sie zusammenschüktclt.
Die Sudahnescn kennen die Anwendung wirklicher Heilmittel