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dem Strome eine mehr oder weniger unterbrochene Reihe von Sümpfen.
In der Mitte des Monats August hat der blaue Fluß seine größte Höhe erreicht und beginnt von nun an erst langsam, dann sehr rasch und schließlich kaum bemerkbar bis zu Anfang Februars zu fallen.' Der weiße Fluß hat erst zu Ende des August seinen höchsten Wasserstand. Zu dieser Zeit gewähren beide Ströme dicht unter ihrem, der Stadt sehr nahe gerückten Vereinigungspunkte ein majestätisches Schauspiel. Man hat die Wasserfläche eines Stromes von fast einer halben Meile Breite vor sich. Alles Land zwischen den beiden Strömen und Charthum, welches sich früher wüst oder bebaut dem Auge zeigte, ist verschwunden; von den Inseln inmitten der Ströme sieht man nur noch die, mit Wasservögeln aller Art, wie mit weißen Blüthen bedeckten Kronen der Bäume über den Wasserspiegel emporragen; selbst die hart oberhalb des Dörfchens ÜmdärmZchn am linken Ufer des weißen Flusses beginnenden tropischen Wälder stehen größtenteils unter Wasser. Dann tummeln sich, dem weittragenden Kugclrohr des Schützen unerreichbar, verschiedenartige Wasservögel unter Krokodilen und Nilpferden herum, der heilige Ibis baut sein Nest auf den vom Wasser umwogten Mimosen der Inseln, der Webervögel hängt sein zierlich geflochtenes Haus an schwankenden Gerten aus. Allüberall bringt die Regenzeit neues Leben hervor.
Mit dem Verschwinden des Wassers beginnt die Zeit der Dürre. Im Oktober stellen sich die nördlichen Passatwindc ein, erst leise fragend, ob sie sich mit den vom Süden daherrasendcn Orkanen wohl wieder in einen Kampf einlassen dürfen, dann stärker und gleichmäßiger. Bis in den November hinein wechseln sie mit Südwinden, erst von der Mitte dieses Monats an behalten sie ihre ungestörte Thätigkeit. Während im Mai und Juni das Thermometer oft -j- 4V" Reaum. im freien Schatten zeigte, sinkt es jetzt zuweilen auf Z- 8" herab; der an die Hitze gewöhnte Europäer zittert dabei vor Frost und hüllt sich in seine dichtesten Pelze. Im Dezember harren die Durrah- und Dochenfeldcr der erntenden Sichel entgegen, im Januar und Februar fangen die Bäume an ihre Blätter