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Erster Theil
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bände möglichst zurück. Ganz isoliren kann man sich leider nicht. Die alte Gewohnheit ist zu mächtig und reißt Einen doch wieder in ihre Mitte. Selbst die Geistlichen der Mission, welche in ihrem eigenen Hause ganz eingezogen lebten, mischten sich zuweilen unter den wilden Kreis ihrer Beichtkinder. Wir Deutschen bildeten, wenn wir auch nicht zahlreich waren, immer eine eigene Gesellschaft. Die Andern gingen ihren mannigfaltigen Geschäften nach. Einige sind Kaufleute, Andere Angestellte der Regierung. Diese thun We­nig oder Nichts, lassen ihre Arbeiten von ihren Untergebenen be­sorgen und leben in Saus und Braus, für Jene arbeiten ihre Sklaven; nur bisweilen machen sie eine Handelsreise in's Innere oder nach Kairo. Rollet besuchte mehrere Male den oberen Bahhr el abiadt und trieb dort Tauschgeschäfte mit den Negern; Nikola Ulivi handelte zumeist mit Kordofahn und als Großhändler mit den kleineren Kaufleuten Charthum's; die Geistlichen lasen Sonn­tags die Messe in ihrer kleinen Kapelle und unterrichteten in den Wochentagen die christliche Jugend; noch Andere hatten kein eigent­liches Gewerbe und lebten doch. Ich will das Bild eines dieser gcwcrbelosen Landsleute zu zeichnen versuchen und thue dies um so lieber, als Contariny, der Gegenstand meiner Schilderung, ein ziemlich harmloser, zwar grenzenlos leichtsinniger, aber gut­müthiger, nicht lasterhafter Mensch und dabei eine Persönlichkeit Charthum's ist.

Contariny wurde auf einer griechischen Insel von französi­schen Eltern geboren, besitzt poiirt ä'konnsur,amour clo sa pu- tris" worunter er Frankreich versteht und spricht sieben Spra­chen. Er begann seine Laufbahn als Schiffsjunge auf einem Kriegsschiffe, desertirte aber von diesemwegen der erbärmlichen Prügel, die ihm überreichlich zugemessen wurden," als es sich gerade in Konstantinopcl befand, und versuchte sich als Kaufmann. Es gelang ihm nicht so schnell, reich zu werden, als er gedacht hatte, deshalb nahm er als Dollmetschcr Dienste und gelangte als solcher, nachdem er sich in aller Herren Länder herumgetrieben hatte, nach Charthum. Hier lebt er seit geraumer Zeit als Branntweindestilla- tcur. Sein Geschäft wirft ihm aber so wenig ab, daß er sich als