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Erster Theil
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kin Mensch, welcher alles Das weiß, was Europäer, Türken, Griechen, Araber und Sudahnesen intercsfiren kann, durch Schma­rotzen ernähren muß. Er ist der erste Europäer, welcher den neu ankommenden Landsmann begrüßt, sucht sich mit meisterhafter Ge­wandtheit die Freundschaft eines Jeden zu erhalten und übernimmt alle Aufträge. Dem zu Folge erscheint er bald als Unterhändler, Mäkler und Trödler, bald als Dollmetschcr, Spasmacher, Neuig- kcitskrämer rc. Kein Mensch begreift, wovon Contariny mit zwei Sklavinnen und deren Kindern letztere liebt er zärtlich, obgleich das eine ihm von einer sehr häßlichen Negerin geboren wurde, weshalb er auch seine Vaterschaft bisweilen zuzugestehen verwei­gert erhalten kann, und dennoch lebt er sorglos in den Tag hin­ein. In seiner dürftigen Behausung ist er sehr gastfrei, beansprucht aber auch die Gastfreundschaft und speciell den Branntwein Ande­rer mit großer Freiheit. Seine Bekanntschaft mit allen interessan­ten Leuten Charthum's kommt ihm trefflich zu statten, sich in jedes Haus einzuschmuggeln und in der Gunst des Hausherrn zu erhal­ten. Nach jedem neuen Ereignisse ist er unermüdlich beschäftigt, die Neuigkeit möglichst schnell zu verbreiten, und nicht fähig, irgend­wo zu verweilen, bis er allerorts sein Herz erleichtert hat.

Von den Orten und Ländern, welche er auf seinen Reisen berührte, will ich nur folgende nennen: Konstantinopel, Trieft, Athen und alle übrigen Städte des griechischen Fest- und Jnscllan- des, Toulon, Marseille, Smyrna, Beiruth, ganz Egypten, Ara­bien, Jemen, Kordofahn und Abysstnien. In letzterem Lande soll es ihm am Schlimmsten ergangen sein. Er machte, auf einem Ochsen reitend, von Allem entblößt, eine dreimonatliche Reise und gelangte mit seinem Reitthiere bis in die Nähe der Stadt SaüL- kim am rothen Meere. Dort brach das entkräftete Thier unter ihm zusammen. Contariny besaß außer seiner Ferdah Nichts und konnte seine Reise nicht fortsetzen. Aber der Gouverneur von Sauakim gewann den drolligen Kauz lieb, kleidete ihn, versah ihn mit Reisegeld und schickte ihn nach Jemen, von wo er nach ver­schiedenen Abenteuern wieder nach Kairo kam. Seine Erlebnisse sind so mannigfaltig, daß eine Erzählung derselben ein eigenes