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„O welches Leben, das ich gelebt,
O welches Eden, das ich verloren!
Wo ich gewandelt in Füll' nnd Lust,
Vom Most der Jugend und Rausch durchgohreu,
Des Wohlbehagens Gewand geschleift,
Durch Gärten, dicht wie das Haar des Mohreu,
Bereit zu duften auf meinen Wink,
Und auf mein Lächeln sich zu beflvreu.
Wenn Kummer hätte zu todten Macht,
Er müßte tödtlich dies Herz durchbohren.
Und ließ ein Glück sich zurückbeschwören,
Mein Seufzen hätt' es zurückbeschwören *)."
Und deshalb versammeln sich die Egypter allabendlich, um in ihrer Unterhaltung Kairo's zu gedenken, um ihre Gefühle auszutauschen. Wenn der Familienvater das Gebet der Nacht gesprochen hat, nimmt er seinen Tschibuhk und wandelt nach dem Markte. Dieser vereinigt für ihn und wohl auch für den Türken Alles, wornach sein Herz sich außerhalb seines Hauses sehnen kann. Hier bleibt er bis spät in die Nacht. Und dann geht er, geistig und körperlich erquickt durch süße Rede und würzigen Kasse, wieder heim in seine dürftige Wohnung und beginnt am nächsten Morgen sein Geschäft in der süßen Hoffnung, den Abend wieder im trauten Kreise „der Söhne seines Volkes" verleben zu können. Und so versucht er sich von Tag zu Tage, von Jahr zu Jahr zu trösten und bittet das Geschick, ihm doch bald den Weg zur Heimath zu eröffnen.
Wohl mag auch der in Charthum erst Neuangekommene, fremde Neger sich zurückwünschen in die Heimath, in seine undurchwandel- ten Wälder; — sein Heimweh will Niemand fühlen! Auch er ist Fremdling in dem von den Türken unterworfenen Gebiet, aber von seinem Fremdenlebcn kann ich hier nicht sprechen.
') Harlhrl, übersetzt von Rückert.