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Erster Theil
Entstehung
Seite
251
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aus das Alter und die Brauchbarkeit des Individuums ziehen zu können, verschiedene Stellungen und Biegungen des Körpers vor­zunehmen, um die Gelenkigkeit desselben kundzugeben und schließ­lich sich zu entkleiden, um Untersuchungen gefühlloser und wol­lüstiger Barbaren auszuhalten: Untersuchungen, die selbst das Schamgefühl eines Wilden auf das Tiefste empören müssen. Schein­bar gefühllos starren die Sklaven den Käufer an; ohne eine Miene zu verziehen, gehorchen sie den Befehlen des Djellahbi; sie lassen Alles über sich ergehen, wandern aus einer Hand in die andere, ohne ein Gefühl des Schmerzes kundzugeben. Und dennoch ist ihr bloßer Anblick für den fühlenden Europäer schauderhaft! Er sieht einen Menschen vor sich, der einem Vieh ähnelt und wie ein Vieh behandelt wird. Jndignirt wendet er sich ab und verläßt die We- kahle, er hat einen Markt verlassen, aus dem der Sklave, im Vergleich zu denen des innern Afrika, mild, menschlich behandelt wird; er hat die wenigen Hellstrahlen des Nachtgemäldes gesehen. Erst im Sudahn sieht er die Sklaverei in ihrer ganzen Abscheulich- keit, denn dort begegnet er der Sklavenjagd.

Beknechtung und qualvoller Frohndienst, Unterdrückung der heimischen Sitte, Trennung der heiligsten Banden, Schändung des Theuersten, Vernichtung der edelsten Gefühle steht dem Abpssinicr oder Neger bevor, wenn sich die Rhassua oder die auf flügel- schnellen Rossen herankommende Araberhorde seinem Heimathslande nähert. Kein Wunder, daß der Mann mit Mannesmuth dem blutdürstigen, beutelustigen Feinde zum fürchterlichen Kampfe ent­gegentritt; kein Wunder, daß er mit entsetzlicher Grausamkeit Grau­samkeit vergilt. Das türkische Gouvernement will Menschen fan­gen, um sie an Soldes Statt seinen Beamten zu geben; der Ara­ber will Sklaven haben, um sie als Diener, denen Alles aufge­bürdet werden kann, zu benutzen oder als gewinnbringende Waare zu verschachern. Der braune oder schwarze Mann des Gebirges oder des Urwaldes kennt sein Loos; er weiß seinen Heerd zu ver­theidigen und thut es. Die Sklavenjagd ist jetzt nicht mehr einträglich, wie sie es war, ehe der Neger seinen grimmigsten Feind