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Erster Theil
Entstehung
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272
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Gräser dürr geworden. Wohin das Auge schaut, begegnet es einer verbrannten, gleichfarbig strohgelben Fläche, über welcher der Südwind Staubwolken herumwirbelt. Große Strecken des Gras­waldes sind von weidenden Mehhecrden niedergetreten worden und ähneln einer vom Hagel zerschlagenen Flur. Alles Frische, Leben­dige, Schöne ist verschwunden, das Verwelkte, Todte, Lästige blieb zurück. Der Chamasihn hat den Gesträuchen ihren Blatt- und Blüthenschmuck geraubt, aber die Dornen starren noch in die trübe, nebelige, staubcrfüllle Luft hinaus. Die munteren Gazellen haben sich in die Niederungen zurückgezogen, aber gistzähnige Schlangen, gefährliche Skorpionen, ekelhafte Taranteln, Spinnen und anderes Ungeziefer treibt sich lustig auf denselben Plätzen, auf denen jene äs'tcn, herum. Des inncrafrikanischen Sommers volle Gluth liegt auf der weiten Ebene. Müde und matt schleppen sich die Säugethicre von einer Stelle zur anderen, für sie herrscht eine böse Zeit, nur das giftige Gewürm und die unschuldigen, in allen Farben glänzenden Eidechsen befinden sich jetzt wohl. Der Mensch glaubt verschmachten, verenden zu müssen in dieser Oede.

Allein das Ende der furchtbaren Zeit ist nahe. Im Süden zeigen sich dunkle, rcgcnkündende Wolkcnschichten. Nachts leuch­ten aus ihnen zuckende Blitze auf. Der Donner rollt in weiter Ferne. Allnächtlich wiederholt sich das glückverheißende Schauspiel. Die gewitterschwangeren Wolken werden mächtiger und schwerer, ein Regenguß steht bevor. Jetzt eilt der Eingcborne auf seinem flüchtigen Hedjihn hinaus in die Steppe und zündet den Graswald an. Der Sturm jagt das gefräßige Element mit seiner eignen Schnelle über die Ebene dahin. Meilenweit röthet ein Feuermcer den nächtlichen Himmel; zur Tageszeit lagert dichter Rauch über der brennenden Fläche. Mit immer gesteigerter Eile verbreiten sich die Flammen, alles dürr Gewordene giebt ihnen neue Nahrung. Schreckerfüllt fliehen die Thiere der Wildniß, denen der Brand naht. Die Antilopen laufen mit dem Sturm um die Wette, die Schlangen eilen, so schnell es ihnen ihr fußlvßcr Leib gestatten will, davon. Doch näher und näher kommt ihnen das Verderben. Sie spähen ängstlich nach schützenden Erdlöchern, der Giftzahn muß