einem bescheidenen Eselchcn meine Reise fort. Das schwächliche Thier blieb leider bald hinter den rasch gehenden Kamelen zurück; ich ritt allein der Karawane nach, bekam einen Fieberanfall und erreichte mit großer Noth das Dorf, in dessen ersten Tokhul ich eintrat. Dort bat ich um ein Ankharcb, Trinkwasser und, weil ich krank war, um Ruhe. Die gutmüthigen Hüttenbewohner nahmen mich freundlich auf und gewährten mir alles Gewünschte. Bald erschien auch der in der Nähe wohnende Schech, erkundigte sich nach meinem Befinden und bemühte sich, mir Linderung zu verschaffen. Man brachte mir Wasser, welches durch hartgebackene Durrahfladen gesäuert worden war und mir als wahres Labsal erschien. Gegen Abend verschwand das Fieber, ich verließ mein Lager und mit dankbarem Herzen die gastlichen Leute.
Zwar haben die Aschiach der Dörfer des Sudahn die Verpflichtung , alle ankommenden Reisenden zu beherbergen und man findet deshalb in jedem Dorfe eine geräumige, luftige Wohnung für sie, aber es war gewiß ein Beweis wirklicher Gastfreundschaft, daß
mich der mir ganz fremde Mann nach besten Kräften Pflegte und
bediente. Ich würde ungerecht sein, wenn ich annehmen wollte, daß er mir die geleisteten Dienste als einen den Eroberern des Landes — denn für einen Türken hielt er mich — schuldigen Tribut betrachtet habe. Man muß vielmehr die Gastfreundschaft als das erkennen, was sie ist: als uneigennützige Ausübung eines von Alters her geachteten, ja für heilig gehaltenen Gebrauches, welches der Aermste wie der Reichste mit gleicher Gewissenhaftigkeit
beobachtet.
Ich fand den Baron mit dem Bimbaschi in einem Tokhul am anderen Ende des Dorfes und erfuhr von Letzterem, daß man noch diese Nacht den Lastthieren bis zu dem Dorfe Tohm vorausreiten wolle. Das war bei meinem Zustande für mich eine gar trübe Aussicht, aber — Entbehrungen und Strapatzen sind immer das Loos des in jenen Gegenden Reisenden — ich mußte bei all' meiner Schwäche wieder zu Kamele steigen. Mit Aufgang des Mondes verließen wir Djoömahd und ritten weiter; ich wurde jedoch