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gewarnt hatte. Die letzteren waren vor nicht langer Zeit fünftausend Mann stark in Kordofahn eingefallen, hatten dort Hecrden und Menschen geraubt und sollten von der Regierung gezüchtigt werden; Grund genug, sie gerade jetzt besonders zu fürchten. Wir wollten jedoch unseren Lieblungsplan, ein noch von keinem Europäer betretenes Land zu besuchen, nicht aufgeben und beschlossen dennoch, aber mit äußerster Vorsicht, zu reisen.
Die Ausführung unseres schönen Projekts scheiterte an Etwas, woran wir gar nicht gedacht hatten. Wir waren, behufs der noch nöthigen Ankäufe für die Reise, in Obcid gewesen und kehrten am 10. Mai nach Melbeß zurück, um dort die nöthigen Kamele zu miethen. Es fanden sich auch bald kamclbcsitzcnde Araber bei uns ein, alle aber waren, trotz der ihnen versprochenen reichlichen Trinkgelder, nicht zu bewegen, uns ihre Thiere für eine Reise nach Tak- hale zu überlassen. Wir waren recht mißmulhig, sahen aber schon wenige Tage später ein, daß wir alle Ursache hatten, unserem in Gestalt dunkelbrauner Kordofahnesen verkörperten Geschick zu danken.
Vor ungefähr vierzehn Tagen war eine große Handelskarawane, welcher wir uns sehr gern angeschlossen haben würden, wenn wir von ihrer Ausrüstung Kunde gehabt hätten, nach Takhale abgegangen. Sie zog unter der Führung eines hochgeachteten und wohlhabenden Scher! es oder Nachkommen des Propheten, um dem Könige dieses Staates von ihm gewünschte Waaren zu überbringen. Man versicherte uns allgemein, daß wir unter der Leitung jenes Mannes vollkommen sicher hätten reisen können. Am 14. Mai kamen einige Kameltreiber der Karawane nach Kordofahn zurück. Nach ihren Erzählungen hatte sie der Ncgcrkönig schon an der Grenze seines Reiches empfangen und bewillkommt. Ohne Argwohn zogen sie mit ihm seiner Hauptstadt zu. Aber noch ehe sie diese erreichten, fiel ein Haufen Schwarzer plötzlich über sie, warf sie zu Boden, fesselte sie, prügelte sie halbtodt, nahm ihnen Waffen und Lastthicre weg und überließ sie ohne Nahrungsmittel hohnlachend ihrem Schicksale. Drei Kameltreiber des ungefähr zwanzig Personen starken Reisezuges waren in Kordofahn angekommen, von den Uebrigcn wußte man Nichts.