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Hyänen umschlichen wohl auch Panther und Jagdleopardcn (^olis Futtata) bei nächtlicher Weile das Dorf.
Am 17. April vkrließ mich der Baron Müller, um sich mit Musth afa-Pascha und Herrn Petherik über eine von uns beabsichtigte Reise nach Takhale zu besprechen. Ich blieb mit einem von mir in dem Abhäuten der Vogel und Säugethicre unterrichteten Diener in Meldest zurück.
Abends zogen Gewitterwolken am Horizonte auf, einzelne Regentropfen, die Boten der kommenden Regenzeit fielen in unserer Nähe nieder; ich begrüßte sie als traute Bekannte aus der fernen Heimath, denn seit meiner Abreise aus Europa hatte ich keinen Regen gesehen. Im Süden erhellten einzelne Blitze von Zeit zu Zeit den dunklen Himmel, das Gewitter war fern, aber dennoch hörten wir dann und wann ein leises Grollen des Donners.
Aus einem mir am 26. April zukommenden Briefe des Barons erfuhr ich, daß am dreiundzwanzigsten April Ostern gewesen war. Ich hatte es nicht gewußt und war am Ostersonntage gerade sehr krank gewesen. So sehr aller heimischen Sitte entfremdet, verlebte ich meine Tage in dem wie von der übrigen Welt abgeschiedenen Walddorfe.
Mein Gefährte kehrte am zweiten Mai zu mir zurück. Wir bereiteten uns nun ernstlich auf die projcktirte Reise vor, obgleich man uns die Neger von Takhale als furchtbare Feinde der Weißen geschildert und noch außerdem vor den Bakhahra-Arabcrn*)
*) Die Bakhahra — von „Bakhr", das Rind — sind Nomaden, welche sich zwischen dem vierzehnten und elften Grade nördlicher Breite herumtreiben. Sie besitzen ausgezeichnet schöne Rinderheerden und ganz vorzügliche Pferde, sind ein sehr wohlgebauter Menschenschlag, aber wegen ihrer Grausamkeit und Kinderräuberei in Kordofahn übelberüchtigt. Dem Namen nach unterjocht, liegen sie dennoch mit den Beherrschern des Landes und anderen Araberstämmen (z. B. den Kababiesch, Dahr-Ham- m er) in beständiger Fehde und sind ebensowohl als Krieger, als auch als Räuber gefürchtet.