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Erster Theil
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nischen Steppen ein, obgleich diese von den Nachten der Tropen-- gegenden Afrika's sehr verschieden sein müssen:

Tritt endlich nach langer Dürre die wohlthätige Regenzeit ein, so verändert sich plötzlich die Scene in der Steppe. Das tiefe Blau des bis dahin nie bewölkten Himmels wird lichter. Kaum erkennt man bei Nacht den schwarzen Raum im Sternbild deö süd­lichen Kreuzes. Der sanfte phosphorartige Schimmer der magela- nischen Wolken verlischt. Selbst die scheitelrechten Gestirne des Adlers und des Schlangcnträgcrs leuchten mit zitterndem, minder planetarischcm Lichte. Wie ein entlegnes Gebirge erscheint einzelnes Gewölk im Süden. Nebelartig breiten die Dünste sich über dem Zenith aus. Den belebenden Regen verkündet der ferne Donner"*).

Hier war es heute anders. Wohl ballten sich im Süden dunkle, rcgenkündende Wolken zusammen und entsandten leuchtende Blitze, deren Donner sich bei uns in leisem Gemurmel verlor, aber senkrecht über uns leuchteten die Sterne noch in ihrer unendlichen Klarheit. Auch das Kreuz strahlte noch freundlich auf uns hernie­der, die Atmosphäre war rein und heiter. Der südliche Himmel zeigte uns noch seine ganze Schönheit. In seiner tiefen Schwärze wölbte er sich über uns.

Am 19. Juni. Der erste Strahl der Tagcskönigin traf uns bereits im hohen Sattel. Zur Linken überragte der Djebel el Dejuhs, derBerg der Böcke," den Graswald der Sawanne. Seine dunkeln zackigen Gipfel zeichneten sich scharf am Horizonte ab. Nach kurzem Ritte kamen wir zu der Stelle, auf welcher frü­her das Dorf Sahkra stand; jetzt war keine Spur mehr davon zu bemerken.

Es ist in Kordofahn gar nichts Seltenes, daß die Bewohner eines Dorfes ihren Wohnsitz verändern und ihr Dorf gänzlich ver­lassen. Die Ursache dazu kann ein «erstechender Brunnen oder ein entholztcr Wald werden. Dann verschwindet ein Dorf fast ebenso schnell, als es entstand. Die Termite verzehrt oder durchbohrt das Holzwerk des Tokhul, den Sturm zerstreut die leichten Trümmer,

9 A. r. Humboldts Ansichten der Natur.