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Erster Theil
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langen, behaarten Füßen, Skorpionen mit dem zum Stich erhobe­nen Schwänze eilten, zum Theil über unsere Teppiche hinweg, wie von einem Magnet angezogen, nach unserem Feuer. Neben uns ringelte und zischte eine kleine, aber äußerst gefährliche Viper auf, deren sich der Baron mit vielem Geschick und Muth alsdann be­musterte. Mahammed hatte bereits mehrere große, schwarze Skor­pionen in's Feuer geschleudert, aber noch immer kamen neue Erem- plare jener häßlichen Thiere herbei.

In solcher Gesellschaft die Nacht zu verbringen, war in der That weder angenehm, noch gefahrlos. Wir beschlossen, die An­kunft des Gepäcks abzuwarten und uns dann auf unsere Kisten zu betten, bemerkten die Anwesenheit der Karawane aber erst am fol­genden Morgen, als uns das ohrcnzerreißende Gebrüll der Kamele aus dem Schlafe rief. Gott Morpheus hatte die Schrecknisse der Nacht zu überwältigen gewußt und uns in seinen sanften Armen gestärkt und erquickt.

Lange vor Sonnenaufgang saßen wir wieder im Sattel und dennoch erreichten wir erst um Mittag den von hohen Mimosen um­standenen Brunnen der Dorfschaft Helba. Sein süßes Wasser war angenehm und erfrischend, wenigstens im Vergleich zu dem der salzigen Biahr des übrigen Kordofahn. Wir schlugen unser Zelt unter den schattigen Bäumen auf, weil wir nothwcndigcrweise Rasttag halten mußten. Die Kamele waren sehr erschöpft, unsere Diener und wir selbst nicht weniger. Erstere trugen mehrere wundgeriebene Stellen, welche ihnen empfindliche Schmerzen verur­sachten; die Bedienten waren zum Theil mehrere Tage lang zu Fuße gegangen und klagten über verbrannte Füße; wir selbst lit­ten an dem immer und immer wiederkehrenden Fieber. So war für unS Alle ein Tag der Ruhe unerläßlich, wir sollten ihrer aber nicht genießen.

Es ist oft unmöglich, von den Kordofahncscn Lastthiere ver­muthet zu bekommen, selbst wenn man ihnen das Doppelte der Miethprcise bietet. Der alte Haß gegen die Türken, bezüglich ge­gen alle Weißen, welche ihr Land in Besitz nahmen, sie ihrer Frei­heit beraubten und jetzt noch bedrücken, hat sich von Geschlecht zu