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Erster Theil
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ich meine ärgsten Feinde vor mir zu sehen und doch thaten gerade sie Alles, was in ihren Kräften stand, um mir meinen qualvollen Zustand zu erleichtern. Diesen beschreiben zu können, scheint mir unmöglich zu sein. Der Aermste der Armen Europa's findet unter ähnlichen Umständen wenigstens ein kühlendes Plätzchen, einen Ort, wo er sich ruhig hinlegen kann. Ich war der Hitze der afrikani­schen Tropensonne ausgesetzt, während das fiebcrglühende Blut mir alle Adern zersprengen zu wollen schien; ich hing, kaum meiner selbst bewußt, auf dem Rücken des Kamels, mußte meine ohnehin unsäglich geschwächten Kräfte noch zu sammeln streben, um nicht aus dem hohen Sattel zu stürzen, und der Ficberfrost, welcher der­selben gluthhauchcnden Sonne Hohn zu sprechen schien, durchschüt­telte mich! Für einen solchen Zustand, für die Qualen eines Fieberanfalls auf dem Kamele während der Mittagshitze in einer von der scheitelrecht stehenden Sonne durchglühten Einöde des innern Afrika's giebt es keine Worte.

Endlich, nach fünf martervollcn Stunden, kamen wir zu ei­nigen Hütten. Hier erst konnte ich mich ausgestreckt hinlegen, hier erst konnte ich auf Erleichterung meiner Schmerzen hoffen. Mein Zustand ließ gar nicht an eine Weiterreise denken. Der Baron versuchte, von den Bewohnern der Tokhahl Hühner zu erhalten, um für mich eine kräftige Suppe kochen zu lassen; man verweigerte ihm, eins von den vielen, welche um die Wohnungen herumliefen, zu geben. In solchen Fällen gab es nur ein Mittel, um zum Ziele zu gelangen: Gewalt. Daö erste beste Huhn wurde zu­sammengeschossen, gerupft und gekocht. Dann kam der Besitzer und bat um Bezahlung des Thieres, welche er auch regelmäßig von uns erhielt.

Am 24. Juni. Der Weg von unserem gestrigen Nachtlager zu dem Bahhr el abiadt führte in einen Chohr, welcher dem Orte Mendjere gegenüber mündete, dem Ufer des weißen Flusse zu. In den Wäldern hatten mehrere Familien der Hassaiüc ihre nied­lichen Häuschen aufgeschlagen. Ich kannte die schönen Männer und