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Bei, damaligen Modihrs der Provinz Dongola, und sollte Tomus-Arha's dritte Frau werden. Es war für acht Tage eine großartige Fanthas'ie, welche durch das festliche Beilager beschlossen werden sollte, zugesagt worden. Raketen und von den Arnauren mit scharfen Patronen abgefeuerte Freudenschüsse durch- zischten jeden Abend die Lust; in der Stadt herrschte, wie während des Ramadtahn, allgemeine Laternenfrciheit; vor dem Hause verbreiteten große „Maschallaht" oder Flammenbecher*) eine ungewöhnliche Helle; in dem Hofraume ertönten zuweilen Passagen aus einer europäischen Oper, welche von der Musikbande des Linicn- regiments vorgetragen wurden.
Wir Europäer waren für heute von dem Hochzeiter feierlichst zum Abendessen eingeladen worden und brachen, unseren liebenswürdigen Freund Penney an der Spitze, in den verschiedenartigsten Kostümen gegen vier Uhr Nachmittags nach dem Lchmpalaste Muhsa-Be'i's auf. Als Anhängsel hatte sich uns ein Grieche, Constantini, welcher damals in Charthum als Blatterimpfarzt eine höchst unbedeutende Rolle spielte, angeschlossen.
Der vordere Hof des Hochzcithauses zeigte ein buntes Bild der verschiedenen Bewohner der Hauptstadt. Auf der Vorhalle des Diwahn hatte sich die Musikbande der Armee aufgestellt und empfing uns mit einem kaum anzuhörenden Vortrage der Marseillaise. An langen grauen Teppichen, welche man der Länge des Hofes nach aus den Boden gelegt hatte, schmauste das arme Ge- sindel Charthum's; im Hintergründe ertönten die sieben, sich ewig in eigenem Takte wiederholenden Schläge der Tarabuka und begleiteten die sinnlichen, unästhetischen, allzu üppigen Tänze öffentlicher Mädchen, an denen sich auch viele Sklavinnen des Gastgebers eifrigst betheiligten. Ihnen fehlte es nicht an Zuschauern. Bedächtig schmauchten ernste Türken ihre Tschibuhkaht, um ihnen zuzuschauen; das junge Volk umstand in Haufen die Gruppe der übermäßig gefetteten Tänzerinnen und manches beifallspendende
*) Eiserne, auf hohe Stangen gestellte Körbe, in denen man leicht brennendes Holz anzündet.