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„Maschallah" *) ermunterte sie zu neuen Verrenkungen des Oberkörpers, neuem Zittern aller Glieder, neuem, staubverbreitendem Stampfen mit den Füßen, — kurz, zu möglichst vollkommener Ausführung der früher genugsam geschilderten Tänze. Der schmachtenden, zärtlichen, liebcbcgehrenden und liebegewährenden Blicke der schönen Tänzerinnen und ihrer braunen „Ahabahb"**) will ich hier gar nicht weiter gedenken; sie wurden den Schönen ebenso reichlich zurückgegeben, als sie von ihnen reichlich ausgespcndct worden waren.
Man führte uns in einen zweiten Hof. Wir traten durch eine Vorhalle in den Diwahn ein. Unsere Wirthe und einige Gäste rauchten dort ihre Pfeifen. Es war ein wohnliches, gemüthliches Zimmer, in welchem wir uns befanden. Künstliches Gitterwcrk überwob die für Charthum so seltenen Glasfcnstcr, unter denen sich weiche Ottomanen an den Wänden hinzogen. In der Mitte des Zimmers schleuderte ein Springbrunnen schwache Strahlen gegen die Decke empor und füllte damit ein weites Becken, welches im Zimmer angenehme Kühle verbreitete. Contariny's Falkenaugen überflogen beim Eintritte sogleich den ganzen Diwahn. „Voila, Alessieurs, uns batterio dien pörillisuse pour nous," sagte er und deutete auf eine zahlreiche Reihe von Weinflaschen, welche man, um sie abzukühlen, in's Wasser gestellt hatte.
Nachdem wir Kasse und Pfeifen bekommen und uns eine Zeit lang, mehr als nöthig, gelangweilt hatten, erschien eine wenigstens vier Fuß im Durchmesser haltende Sin nie oder die den Tisch der Türken substituirende runde Mctallplatte mit einem vollständigen Branntweingeschirr und unzähligen Schüsselchen. - In den letzteren befanden sich Näschereien, um den Appetit zu reizen. Dann traten arabische Musiker herein, setzten sich und begannen, nach einem quälenden Präludium ihre arabischen Weisen abzuleiern. Die entsetzliche Einförmigkeit derselben behagte uns so wenig, daß sich
*) Maschallah wird gebraucht, um ausz oder in Erstaunen setze.
**) Plural von „Habihb", Geliebter.
»drücken, daß Etwas gefalle
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