339
chendc Auge der schönen Männer, wilder rauschte ihre Musik, wilder wurde ihr Sang.
So klein, so unscheinbar ihre Zithern waren, so meisterhaft verstanden sie dieselben zu schlagen. War es doch kaum denkbar, daß sie mit dem einfachen, zugespitzten Leder, mit welchem sie die Saiten berührten, ihnen andere als mißtönigc Laute entlocken würden, und dennoch entzauberten sie ihnen reiche, volltönende Weisen. In der Musik lag die Weiche der slavischen Volksmelodicen, in den Worten die volle Kraft der wohlklingenden türkischen Sprache. Der Chor und die Solosänger trugen ihre Stücke mit gleicher Meisterschaft vor. Die Sänger ernteten reichlichen Beifall, wenn sie vielleicht auch zu lebhaft gestikulirten.
Unser Wirth schien unerschöpflich in seiner Sorge für unsere Unterhaltung zu sein. Die Albanescn hatten ihren Gesang beendet, jetzt begann ein neues Schauspiel. Außen vor der „Mast ab a" oder Vorhalle eröffnete sich eine wilde Scene. Es war, als ob der Hercnsabbath angebrochen wäre. Wir eilten hinaus, um uns das Niegesehcnc anzuschauen. Um drei der erwähnten Flam- menbcchcr, von denen ein grelles Licht ausströmte, drehte sich in den tollsten Reigen eine wilde Schaar. Die männlichen Sklaven des Hausherrn führten mit raubthierähnlichen Sprüngen und gräßlichem Geschrei ihre Nationaltänzc auf. Das waren keine Menschen, welche da tanzten, es waren Dämonen der dunklen Nacht; sie tanzten nicht, sondern sprangen, hüpften und kollerten ohne Takt und Regel wie wüthende Kobolde, wie eine Gesellschaft verrückter Teufel im Hofe herum. Ihr Gebrüll glich dem Gebrüll der Thiere, wir wußten nicht, was wir sagen sollten. In den Händen schwangen sie den todbringenden Trumbasch, an den Armen und Beinen klirrten eiserne Ringe. Und durch das Geheul, Gebrüll, Geächz und Fußstampfen der Kämpfenden oder Tanzenden tönten die durchschallenden Schläge der Kricgstrommel hindurch. Es war ein nicht zu beschreibendes Getümmel.
Seit unserer Ankunft waren mehrere Stunden vergangen und wir recht hungrig geworden. Da brachte man das Essen. Zuerst erschien ein Diener mit vielen Servietten aus dem linken Arme und
22 *