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den drei Barkenführer. Am Lande lockerte ein Matrose mit dem gewaltigen Holzhammer den Haftpfahl, um das die Barke am Ufer festhaltende Seil losmachen zu können. Er war fertig.
„Männer und Söhne Nubiens, betet die Fathcha," befahl Bellahl. Und der Chor der Versammelten sprach mit lauter Stimme die Worte der „das Buch" (den Khorahn) „eröffnenden" Sure.
„Behüte uns, o Herr, vor dem von Dir gesteinigten Teufel!"
„Im Namen des Mbarmhcrzigen!"
„Lob und Preis dem Wcltenherrn, dem A llerbarm er, der da herrschet am Tage des Gerichts. Dir wollen wir dienen, zu Dir wollen wir flehen, auf daß Du uns führest den rechten Weg, den Weg Derer, die Deiner Gnade sich freuen, und nicht den Weg Derer, über welche Du zürnest, und nicht den Weg der Irrenden! Amen!"
Dann sagte Bellahl: „^solideln inu la il iaira il 4,IIad!" und alles Volk antwortete: „äVu N68olilr6tu in» Nalminmeck ra8- 8ukl Zllalr *)! Die Ruder fielen mit gleichmäßigem Schlage in's Wasser.
Das war der Zillen verständliche, kurze Gottesdienst vor dem Beginn einer gefährlichen Fahrt. Er war des Volkes, welches ihn hielt, würdig. Die Worte und Werke der Religion sind den Mohammedanern keine Formeln, sie sind ihnen tief gefühlte Wahrheit. Denn wir Alle beteten, daß Allah sie nicht den Weg der Irrenden führen möge, da beteten sie zugleich, daß Gott ihnen auch heute den rechten Weg zeigen wolle. Auch uns hatte das Gebet der Andersgläubigen tief ergriffen. Richt Furcht vor der Gefahr bemächtigte sich unserer, wohl aber Ehrfurcht vor der Religiosität eines noch halb wilden Volkes, welches nie die Handhabe eines Werkzeuges ergreift, nie ein Werk beginnt, ohne dabei auszurufen: „Im Namen des Allbarmherzigen!" so wie es ihm sein Prophet vor Jahrhunderten geboten. Die Religion regelt und leitet die Handlungen des Mahammedanerö, sie regelt sein ganzes Leben.
*) Zu deutsch: „Bezeuget, daß es nur einen Gott giebt!" „„Und wir bezeugen, daß Mahammed sein Gesandter ist!""