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Da, Allah! gerate vor uns am Ente des Falles erhebt ein mächtiger Felsblock sein trotziges Haupt über die ihn mit machtloser Wuth umtobende Fluth, welche, statt ihn zu zertrümmern, nur dazu beiträgt, ihn furchtbarer zu machen. Hoch auf an ihm spritzt der Gischt,-ohnmächtig rieseln die Fluthen zurück, sie sind die Silber- locken dieses Riesenhauptes— und darauf zu stürzt unser Schiff! „Im Namen Gottes, rudert, rudert, ihr Männer, ihr tapferen, ihr gewaltigen, ihr kühnen Männer, rudert, rudert!" stöhnt der Reis. Vor uns her schwebt, schwankt, taumelt unsere zweite Barke, sie biegt links ab — ein Jubelruf ihrer Matrosen — sie ist in Sicherheit! „Ihr nach, euren Brüdern nach, ihr Männer, ihr tüchtigen Männer!" bittet, schmeichelt, befiehlt der Reis. Es ist unmöglich. Wir fallen, zwar ohne aufzustoßcn, ab, aber auf die andere Seite. Uns folgt eine der Regierung gehörige Dahabie. Sie ist zu lang, um schnell genug dem Steuer gehorchen zu können; jetzt biegt sich ihr Schnabel nach links, das Wasser ist zu gewaltig — ein furchterregender Krach — dort sitzt sie auf dem Felsen! Der Riese hat sein Opfer. Er trägt es stolz auf seinem Haupte, vergebens strebt das Häuflein der Matrosen, es ihm zu entreißen, er hält es fest. Der Reis ringt die Hände, er ruft, er fleht zu uns herüber um Hülfe, — wir verstehen von Allem, was er sagt, kein Wort; wir gehören dein Strome, ihm Hülfe zu bringen vermögen wir nicht. Doch wird er sein Schiff wohl noch losmachen können; es gehört ja der Regierung. Schon stürzt ein kühner, gewandter Schiffer in die schäumenden Wogen; von Felsen zu Felsen schwimmend, wird er das Land erreichen und den in Abke versammelten Matrosen Nachricht bringen. Diese werden die Dahab'ic gewiß flott machen, wenn auch mit unsäglichen Anstrengungen. Im Innern derselben scheint man beschäftigt, den Leck zu verstopfen.
Aber wo befinden wir uns? Warum spähen die Reisihn so ängstlich zwischen den Felsen umher? Es scheint auch uns, als ob es hier keinen Ausweg gäbe. Wir sind verirrt, wir befinden uns inmitten eines Labyrinths! Eine cntkräftigende Angst bemächtigt sich der Mannschaft. Keiner der Matrosen, keiner der Schiffsführcr weiß, wo wir sind. Einige Matrosen werfen die letzte Hülle von