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Die Brandung schlug an die Grundmauern unserer neuen Wohnung. Das eine Zimmer war ziemlich reinlich, freundlich und gewährte uns die Aussicht auf das Meer, den Pharus, die Nadeln der Kleopatra und einen Theil der Stadt. Der Preis der Wohnung war für Alerandrien sehr mäßig; wir bezahlten für zwei Zimmer mit Betten täglich 12 Piaster. Unsere freundliche Hauswirthin that mit ihrer Tochter Giuseppa, einer vierzehnjährigen, aber schon erwachsenen und ziemlich hübschen Jungfrau, Alles, um uns den Aufenthalt angenehm zu machen.
Mein Gefährte wollte mit den Sammlungen und einem Paar schwarzer Bedienten auf dem nächsten direkten Loyddampfer Egypten verlassen und nach Deutschland zurückkehren; ich hatte mir vorgenommen, im Pharaonenlande zurückzubleiben und sollte nach Wunsch und auf Rechnung des Baron Müller, eine zweite Reise in's Innere mit den dazu nöthigen Begleitern und Gehülfen antreten. Sturm und die verspätete ostindische Post hinderten den Dampfer, zur bestimmten Zeit unter Segel zu gehen. Erst am 10. Februar konnte das Gepäck eingeladen werden. Auch wir gingen noch an demselben Abende in Begleitung des Dr. Neitz, welchen wir immer inchr kennen und lieben lernten, an Bord des schönen Schiffes ,, Schild" und verbrachten dort die Nacht. Der andere Morgen brachte neue Reisende auf das Schiff und die zur Ausfahrt aus dem Hafen nöthige Ruhe auf das Meer.
Es that mir wehe, mich von dem Baron trennen zu müssen. Ich hatte mit ihm Deutschland verlassen und Nordost-Afrika bis zu den Negerländcrn bereist, Freud und Leid zwei Jahre lang mit ihm getheilt; wir hatten zusammen viel Schönes erlebt, viel Schweres ertragen, in einem Zelte gelebt, unter einer Decke geschlafen und mit einem Becher aus dem Brunnen der Wüste Wasser geschöpft. Obgleich er manchmal ungerecht gegen mich gewesen war, hatten wir doch im Ganzen wie Brüder zusammen gelebt. Jetzt trennten sich unsere Wege: er eilte der lieben, theuren Heimath zu, ich sollte mich nach dem fernen Süden wenden. Ich drückte ihn noch einmal an's Herz, sagte ihm noch einmal Lebewohl — wir schieden. Mit Reitz verließ ich den Dampfer, dessen Schlot schon dunkle Dampfwolken von sich stieß, und ruderte in einem kleinen Boote nach dem Lande zurück. Noch von fern winkten wir uns mit weißen Tüchern zu, die Ankerwinde klapperte, die Räder des Dampfers tauchten ihre Schaufeln in die blaue Fluth. Mehr und mehr vergrößerte sich die Entfernung zwischen dem Schild und unserem Boote; jener eilte Deutschlands Gestaden zu, dieses stieß an's afrikanische Ufer.