reichender Zahl vorhanden; gab es doch in Österreich bis vor kurzem nur 2100 Kinder, welche in Krippen verpflegt wurden.*) Wo bleibt da Professor Virchows Forderung nach Ermoglichung der praktischen Bethätigung in der Pflege für die weibliche Bevölkerung speciell in Krippen und Bewahranstalten, welche erdie Seminare für Hausfrauen" genannt hat?**)

Will man nun einigermaßen diesen schreienden Missverhältnissen steuern, so gibt es, außer sonstigen socialen Reformen, nur ein Mittel: die Errichtung ausgezeichnet geleiteter und praktisch organi­sierter Specialcnrse für die Vorbildung solcher Pflegerinnen. Da muss man natürlich die Stätten aussuchen, wo das Versuchsobject in zahlreichen Exemplaren bereits vorhanden ist, also die Findel- anstalten und verwandten Institute, inclusive der Krippen, und an ihnen derartige Abtheilungen ins Leben rufen. Jeder Curs wäre für etwa 10 Frequentantinnen einzurichten, beziehungsweise mit 10 Stift­plätzen zu dotieren. Als Unterrichtsdnuer würden im ganzen nach Ansicht der von mir befragten Fachmänner***) längstens zwei Monate genügen. An einer Anstalt könnte man also jährlich 56 derartige Curse abhalten. Nachdem in Österreich wieder eine erschreckende Zahl nur drei Findelanstaltenß) (Wien, Prag, Graz) existieren, könnte man wohl nur eine beschränkte Zahl von Pflegerinnen ausbilden; man würde aber wenigstens vorläufig einen Grundstock von gut unter­richteten Kräften erhalten. Jedenfalls nutzsten die Cnrstheilnehmerinnen in der Anstalt selbst beköstigt und untergebracht sein, damit sie den

* > In Wien bestehen 0 Kinderspitäler und 42 Vereine, welche sich mit der Obhut von Kindern befassen. In den sieben Krippen desWiener Central-Krippen- vercines" gibt es drei Abtheilungen: eine für Säuglinge, eine Kinderbcwahranstalr und einen Kindergarten. Die im Text angegebenen Daten über die Zahl der Kinder in Krippen hat Pros. Hickmann in seiner Tabelle zum Katalog zur Jubiläums- Ansstellung derJugendhalle" (Wien 1898, S. 59) übersichtlich dargestellt. In den Wiener Krippen waren 1898 nur 650 Kinder im Alter unter, beziehungsweise bis zu zwei Jahren untergebracht. Ein Kind kostet dem Verein pro Tag circa 30/t. «Siehe Wr. Krippen-Kalender 1898.)

**) Rudolf Virchow:Über die Erziehung des Weibes für seinen Beruf." Berlin 1865.

***) Unter anderen auch der Director der n.-ö. Findelanstalt in Wien, Herr Sanitäts- und Regierungsrath Dr. E. Braun, welcher wie ich mit Vergnügen konstatieren kann sich mit meinen Auseinandersetzungen und Vorschlügen voll­ständig einverstanden erklärt hat.

i> Nicht zu verwechseln mit Gcbäranstalten, die sich auch in anderen Städten vorfinden. Die fünf Findelanstaltcn Dalmatiens kommen hier kaum in Betracht.