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nicht das mindeste geschieht, um dem Übel zu steuern? Und was soll man bei solchen Verhältnissen erst von den schönen Einrichtungen des Auslandes für die unentgeltliche Armen- und Kranken­pflege erzählen? Hätte man nur erst das Eine, das Andere würde sich vielleicht mit der Zeit finden.

Schließlich sei noch bemerkt, dass wohl von Seite der in den meisten öffentlichen Spitälern verwendeten geistlichen Pflegerinnen in einer rationellen Specialausbildung weltlicher Kräfte keine Concurrenz erblickt werden dürfte, da sie ja selbst in Bezug auf ihre Zahl*) den an sie vielfach gestellten Anforderungen nicht gewachfen sind, und die Einführung in den Dienst jedenfalls ihnen anvertraut werden müfste.

2. Eommercielle schulen und Curie kür Mädchen.

Der wesentliche Unterschied zwischen diesen Schulen und den bei Gruppe I erörtertenGeschäftscursen" (Eursen für Laden-Verrechnung) besteht darin, dafs bei letzteren nur eine generelle Hebung des Betriebes im mittleren und kleinen Gefchäft bezweckt wird, während bei den erstgenannten die Vorbereitung für den kaufmännischen Dienst als solchen, also für einen ganz bestimmten Beruf, als Buch­halterin, Correfpondentin, Cafsienn u. a. in specifisch commer- ciellen Unternehmungen in Frage steht. Im allgemeinen ist auf diesem Gebiete in Österreich ausreichend vorgesorgt. Wir besitzen eine vorläufig genügende Zahl gut organisierter und von brauchbaren Lehr­kräften geleiteter Mädchenhandelsschulen, öffentlicher und privater.**) In der Regel genügt als Vorbildung für diesen immer mehr ge­suchten Zweck des Erwerbslebens der Frau die Absolvierung einer Bürgerschule und eines einjährigen Fachcurses; falls aber der Unterricht sich auch auf fremde Sprachen und auf die Correfpon- denz in denselben, sowie auf Stenographie erstrecken soll, ist eine zwei­jährige Fachbildung unerlässlich.***) Der Verfasser ist für feinen

In Wien gab es beispielsweise ün Jahre 1897 überhaupt nur 1921 katholische Ordensschwestern, also nicht nur geistliche Pflegerinnen; dazu kommen verhältnismäßig nur wenig evang. Diakonissinnen. ^Statist. Daten der Ztadt Wien. Verlag des Wiener Magistrates, 1899.!

Vgl. hierüber dieJubiläums-Tenkschrift des Vereines österr. Handels- schullehrer", welche eine übersichtliche und zuverlässige Quelle bietet, sowie die Broschüre von Reg.-Rath Dr. K. Zehden:Zur Geschichte des commerciellen Bildungswesens in Österreich."

***) Als tppisches Beispiel eines einjährigen Curses kann der mit der höheren Töchterschule in Troppau verbundeneHandelscnrs für Mädchen", als solcher für