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nämlich aus das Eintreten der kurhessischen Genossenschaften dieser Cassen für den Unterricht der Kleinbauern in Hessen durchobliga­torische" ländliche Fortbildungsschulen hingewiesen und dabei bemerkt, dass die Kreisvereine dieser Cassen zunächst selbst die Einrichtung solcher Schulen und Curse in die Hand genommen haben.Früher kam die Aufklärungsarbeit der Fachschulen w. gar nicht bis zu dieser Volks­schichte herab." Vielleicht ließe sich da auch bei uns ein ähnlicher Weg finden; natürlich muss das Urtheil über eine solche Eventualität den berufenen Sachverständigen überlassen bleiben.

Eine andere Förderung, welche die ländliche Bevölkerung auch bei uns vielfach sehr nöthig hätte, wird in der Schweiz, in Baden und in Norwegen in erfolgreicher Art vermittelt, nämlich die Anleitung im Kochen durch Wanderlehrerinncn, die hiefür eigens bestellt und entlohnt sind. Solche Lehrerinnen nehmen einen tragbaren Herd mit und eine Gehilfin, und halten sich, je nach Bedarf, einige Wochen, mitunter auch länger, an einem Orte auf. Die Einwirkung dieses prak­tischen Unterrichtes soll eine merkliche und das Interesse der ländlichen Bevölkerung an dieser Einrichtung ein steigendes sein.

6. Kunltgewerbliche schulen und Sachen rle kür Mädchen und brauen.

Im zweiten Theile desFaust" kann man den vieldeutigen Ausspruch lesen:Denn das Naturell der Frauen ist so eng mit Kunst verwandt." Wer möchte seine Richtigkeit bezweifeln? Ist doch die Frau die Seele der Kunst! Wie diese das Ideal des Schönen in ihr erblickt und findet, so ist auch die Frau die berufene Hüterin des Ideales des Schönen.*) Wie könnte Kunst gedeihen und sich harmonisch entwickeln, wenn nicht sie mit ihrem feinen Verständnis, mit der ihr angeborenen erstaunlichen Begabung für die Gestaltung des Unscheinbaren, des Un­definierbaren im Kunstwerk, sich ihr zugewendet hätte! Sie gibt durch Urtheil und Geschmack die Richtung an, sie bestimmt im tiefsten Grunde den Weg, der zu betreten ist. Besonders gilt dies von der Kunst, die im Gewerbe sich verkörpert; da ist ihr eigentliches Ge­biet. Aber Kunst und Handwerk der Kunst gehen nach Brot! Sie um ihrer selbst willen treiben, ist etwas anderes als davon leben müssen. Dieses Muss bildet die Regel. Es ist daher nöthig, dass der Blick da, wo es sich um die sachliche Ausbildung der Frau im Bereiche des Kunst-

*)Wo sollte man den Gipfel der Kunst finden als auf der Blntcnhöhe des Geschöpfs nach Gottes Ebenbilde" (Goethe, Annalen .