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Gewerbes handelt, auf das wirtschaftlich Mögliche, ja Rentable gerichtet sei. I^rimum 68t vivers!

Wie sieht es denn da bei uns aus'? Wir haben eine lucrativ ausgestattete staatliche Fachschule für Kunststickerei sie kostet jährlich über 40.000 X, deren Organisation übrigens gegenwärtig noch nicht abgeschlossen ist. und einige Fachabtheilungen an Staatsgewerbeschulen der gleichen Richtung; einen Centralspitzencurs in Wien derselbe erheischt einen Aufwand von jährlich 24.600 X; nicht wenig kleinere Fach­schulen für Spitzenarbeiten und Kunststickerei (theils staatliche, theils staatlich subventionierte Anstalten), sowie Fachschulen für weibliche Hand­arbeiten,Arbeitsschulen" u. s. w. (Näheres ist aus der Beilage 1) des Anhanges ersichtlich.) Zum großen Theil sind diese Anstalten noch aus einer früheren Zeit übernommen worden, wo R. v. Eitelberger für ihre Errichtung und Unterstützung eingetreten war, und wo dies auch nicht unberechtigt schien. Wie man auf den ersten Blick sieht, ist da eine traditionell herausgebildet«.', ganz einseitige Betonung und Förderung von Gebieten des Knnstgewerbes in Geltung, die gewiss gepflegt sein wollen und sollen, welche aber im Rahmen der weiblichen kunstgewerb­lichen Fachausbildung durchaus nicht mehr die große Rolle spielen sollten, wie dies wenigstens aus der bisherigen staatlichen Patronanz gefolgert werden könnte. Wirtschaftlich sind die meisten dieser Positionen nicht mehr haltbar; die aufgewendete, große Mühe trägt keine Früchte, so glänzend auch die Resultate sein mögen, welche man an den Schulen und in einzelnen Beispielen auch im Geschästs- leben zur Schau stellt. Man lese nur die Berichte über die Lage der Angehörigen dieser Kunstgewerbe und man wird sich wundern, wie man eine so massenhafte Production an Kräften fortgesetzt favorisieren kann. Natürlich soll damit nicht gesagt sein, dass sich der Staat nun der directen Einflussnahme in dieser Beziehung begeben sollte, das wäre nicht möglich und hieße das Kind mit dem Bade ausschütten. Aber ganz andere, neue Wege müssen betreten werden: die geänderten Verhältnisse fordern eine Änderung in der Organisation. Allerdings war die Vertiefung in das Problem, das die Bethätigung der Frauen auf kunstgewerblichem Boden zum Gegenstände hat, wie die Arbeiten sonst hervorragender Fachmänner beweisen, nicht gerade übermäßig groß.*)

Welche wären nun solche Wege? Solche, bei welchen die Be­gabung und die geistige Kraft in der Erfindung stets die maßgebenden

*,» Vgl. die Artikel von Dr. Jul. Lessing und Ferd. Luthmer 'auf S. 231 u. folg. der bekannten Sammlung von Arthur Kirchhofs:Die akademische Frau".