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Grundlagen bilden werden; mag auch sonst die Maschine dem Handwerk Schritt und Tritt streitig machen. Also auch dort, ja gerade dort, wo Massenerzeugnisse in Frage kommen, die ohne Mitwirkung der schöpferischen und kombinierenden Thätigkeit nicht gedacht werden können. Hierbei bleibt aber die Hauptsache, dass die specielle Technik der Herstellung genau gekannt und beachtet wird, denn sie gibt erst dem Product das eigenartige Gepräge. Solche Bereiche sind gar nicht so wenige, als man meinen könnte; wir mussten ein förmliches Programm ausstellen, wenn man sie alle in den Kreis der Betrachtung einbeziehen wollte. Nur an einigen wenigen, aber hervorragenden Bei­spielen sei der Grundgedanke erläutert.

DasMusterzeichnen" nährt z. B. seinen Mann und seine Frau. Die unendliche Variation in zahllosen Anwendungen der Technik lässt eine steigende, ausreichende und lohnende Verwendung künstlerisch befähigter und fachlich geschulter Kräfte sicher erwarten. Umfasst doch das Musterzeichnen ein Gebiet, das fast ohne Grenzen ist. Aber diese Kräfte müssen eben erst systematisch ausgebildet werden. Geistreich ist dieses Thema in einer Schrift von Louise Hagen*) behandelt; einige bezügliche Stellen lauten:Die Mehrzahl unserer Musterzeichner wird handwerksmäßig gebildet; sie werden nach dem Lehrlingssystem dressiert und erhalten nur selten diejenige allgemeine Geistesbildung, die znm Entwerfen von Mustern so unentbehrlich ist wie zur Composition eines Gemäldes. Dennoch dünkt sich die hun­gernde Malerin etwas Besseres als die Musterzeichners, die unter Umständen Jahreseinnahmen von 500020.000 Mark**) verzeichnen und außerdem noch in ihrer Familie leben könnte. Der Schwerpunkt ruht aus der Intelligenz des Zeichners. Diejenige Nation wird im internationalen Wettkamps bestehen, die einen großen Reichthum an nationalen Mustern besitzt. Die deutsche Familie kann daher nichts besseres thun, als ihre Töchter für einen Berns vorbilden, der ihnen vermöge ihrer Allgemeinbildung einen Vorsprung vor den Männern aus diesem Gebiete sichert. Die Vorbildung kann in der Familie in der Weise gewonnen werden, dass man auf dilettantische Schmierereien

*)Die Erziehung der weiblichen Jugend in den höheren Bernfsclasfen unseres Volkes vom 15.20. Lebensjahre", Erfurt, 1897. Von der kgl. Akademie der gemeinnützigen Wissenschaften in Erfurt preisgekrönte Schrift.

**) Dieses Einkommen dürfte wohl nur in einzelnen Fällen erzielt werden können. Jetzt belauft sich dasselbe im Teutschen Reiche durchschnittlich auf einen Tagesverdienst von 89 Mark und auf circa 250300 Mark im Monat (Die Woche"; Berlin, 1899, Heft 29, S. 1159>.