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Die Anstalt würde demnach beiläufig folgende Organisation zu erhalten haben: Eine allgemeine Abtheilung für den Zeichen- und Malunterricht und eine Abtheilung für Modellieren. Ferner Fach­abtheilungen, und zwar: für Kunststickerei und verwandte Gebiete > Spitzenindnstrie); für Musterzeichnen unter besonderer Rücksicht aus die Herstellung von Fabrikaten aus maschinellem Wege und für die Massen­produktion, speciell in der Textilindustrie, bei Buntdruck, Tapeten u. s. w.; für Fachzeichnen und für den zugehörigen Decor auf dein Gebiete des Costüms; für den Decor im engen Sinne (Keramik, Schmuck, Geräthe, darunter für solche des Hausrathes); für Dekoration und Arrangement; für dekoratives Zeichnen und Malen ; für Jllustrationsverfahren u. dgl.: endlich für die Heranbildung von Kräften für die Ertheilung des Zeichenunterrichtes, speciell an allgemeinen weiblichen Zeichenfchulen und an den kunstgewerblichen Abtheilungen von Mädchen-Fortbildungs­schulen.

Die Hauptsache wäre aber dabei eine völlige Änderung in der Art der Aufnahme von Schülerinnen in den Fachabtheilungen gegenüber dem geübten Vorgänge und eine andere Form der Stipcn- dierung derselben, wie bisher, eintreten zu lassen. Es scheint dem Ver­fasser hier nicht am Orte zu sein, sich darüber näher zu äußern, obwohl er in dieser Hinsicht seine ganz bestimmte Meinung hat. Nur soviel fei gesagt, dass ein weit engerer Anschluss an die gewerbliche Praxis gesucht und gefunden werden muss, als dies gegenwärtig der Fall ist, und dass auch die Ausnahme selbst unter sorgfältigster Beach­tung der betreffenden Industriezweige und der innerhalb derselben auf­tretenden Bedürfnisse, eine genau controlicrte und unter Umständen von vornherein begrenzte sein müsste. Diese enge Fühlungnahme mit der Praxis setzt auch voraus, dass in den Dienst einer solchen Anstalt nicht nur Künstler, sondern mit der Fabricationsweise Wohlvertraute Praktiker einbezogen werden, deren Rath und Urtheil mit dem künst­lerischen Theil der Ausbildung stets Hand in Hand zu gehen hätten. Der Standort dieser Centralanstalt für die weibliche Kunstindnstrie ist glücklicherweise schon beim österreichischen Museum für Kunst und Industrie gegeben, da das kürzlich gewonnene Terrain hiefür genügend Raum bietet. Ob die neue Anstalt einer eigenen Leitung unterstellt werden müsste, oder ob sie mit der bestehenden Kunstgewerbeschule in Verbindung bleiben könnte, sei vorläufig dahingestellt. Uns will scheinen, als wäre die Anforderung an eine leitende Kraft für beide Anstalten eine zu große und vielseitige, und wäre es demnach besser,