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wer sichtet und erläutert sie ihr? Wo liegt heute der Antrieb zur zielbewußten Veranstaltung und Vorführung ganzer Complexe von Ein­richtungen und Neuerungen für das Haus, für die Familie und für die mit ihnen zufammhängende öffentliche Wohlfahrt? Allerorten zeigt sich das Streben, durch Unterricht und Unterweisung die großen Lücken auszufüllen, welche bei der weiblichen Ausbildung nur zu deutlich und empfindlich sich geltend machen; wer gibt hier Weg und Richtung an, wer sammelt und vereint das Auseinanderliegende in einem Punkte zur vollen Entfaltung der Kraft? Wer bemüht sich um die Gewinnung und Schulung der sonst rein auf sich selbst gestellten, lehrenden und führenden Persönlichkeiten im Dienste dieser Bildung? Wo sind die Mittel, um den nöthigen, großen Apparat der Belehrung der Massen zu schaffen und ihn entsprechend zu handhaben?

Vergeblich wird man eine Antwort auf diese Fragen erwarten, denn es gibt keine! Mag auch mitunter der Blick zu sehr in die Weite schweifen und es auch hier dem nach Gestaltung ringenden Geist so ergehen wie dem des bildenden Künstlers, welcher das gewaltige Leben vor sich hat und seine Idee mit den noch in der Tiefe schlummernden Kräften zur Wirklichkeit erheben möchte; da tritt auch die Phantasie aus ihren Schranken und will ins Angemessene streben: möge sie walten! Setzen doch der spröde Stoff und das Leben selbst frühzeitig genug dem Ge­danken unüberschreitbare Grenzen.

Jedenfalls sind das Tasten und Suchen, das in weiten Kreisen vorherrschende Empfinden des Mangels, ohne sich recht über ihn klar zu sein, Beweise dafür, dass hier eine entsprechende Organi­sation fehlt, dass das Ringen nach Gestaltung sein Ziel nicht ge­sunden hat. Und doch liegt das Heilmittel offen vor Augen. Es ist ein Neues und doch nichts Neues; es ist das Bewährte und müßte sich erst bewähren; es hat seine Vorbilder und doch kein Vorbild. Uferlos scheint der riesige Strom zu sein, den es zu bezwingen gilt, auch andere Flüsse waren so geartet, und doch ist man ihrer Herr geworden. I n einer Zeit der Maschine, der Chemie, der Elektricität, des Welt­verkehrs ist es unmöglich, die alte Weise aufrecht zu erhalten, sie muss neuen Formen weichen. Die klare Erkenntnis der Unhalt- barkeit des Zustandes ist auch der erste Schritt zu seiner Verbesserung. Aber nicht nur Bücher, sondern auch Ideen haben ihre Geschicke. Als der Verfasser sich mit dem eben entwickelten Gedankenkreis beschäf­tigte und die Nothwendigkeit erkannte, in der Form einesArbeits­museums der Frau" Abhilfe zu schaffen, wurde seine Aufmerksamkeit aus ein schon vergilbtes Blatt Geschichte gelenkt, das zu seiner nicht