Puncto der Frauen - Arbeiten verwöhnten orientalischen Gäste gezwungen werden, hier eine Ebenbürtigkeit mit ihren eigenen technisch vollendeten Stickereien anzuerkennen. Kunststücke, wie ein auf Battist gesticktes Porträt, wo Brillantdiadem, Collier und Haarwelle zierlichst unterscheidbar sind, gehören zuletzt in das Gebiet der Künstelei, wie jene Kupferstich-Imitation in Crepe- Fäden, wo doch die aufgewandte Mühe noch keinen künstlerischen Eindruck hervorbringt. Lässt man aber als Ziel dieser Technik das Feine, Zarte und Mühsame der Arbeit, so wie die Mannig­faltigkeit und Verschiedenheit der zierlichsten Muster gelten, so müssen alle diese Falbeln, Fächer und Schleier-Ueberzüge kleine Kunstwerke genannt werden, im culturgeschichtlichen Sinne die Endglieder einer Jahrhundert langen Kette mühevollen Fleisses und ehrender Arbeit.

Generation aut Generation haben fleissige Frauen dieses Landes sie gelernt, geübt und fortgebildet, sie sind die Aristokratie dieser Industrie und die Haupt - Erwerbsquellen der weiblichen Bevölkerung. Brüsseler Ateliers beschäftigen bis zu 2000 Arbei­terinnen und erreichen einen jährlichen Export von 2 l / Mil­lionen Francs.

Neben diesen Wunderwerken der belgischen Industrie treten die Sachsens, des deutschen Belgiens, um so mehr in den Hinter­grund , als eigenthümliche Arbeiterverhältnisse momentan ein ge­schlossenes Auftreten der ausstellenden Fabrikanten verhinderten. Iiuless beschäftigte die sächsische Spitzen-Industrie in den ver­flossenen Jahren bis auf 24.000 Arbeiterinnen und erhob sich zu einem Export von 1,800.000 Thalern. Nachdem seit Anfang des siebzehnten Jahrhunderts*) das Klöppeln in dem Maasse sich ausbreitete, als der Bergbau unergiebig wurde, erlitt diese In­dustrie im Anfänge dieses Jahrhunderts in Sachsen, wie überall,

*) Die Kunst des Spitzenklöppelns wurde von Barbara Ullmann um die Mitte des 16 . Jahrhunderts im Erzgebirge eingeführt, um den beginnenden Nothjaliren des Bergbaues zu begegnen. Sehr bald, schon im Jahre 1600 , wurde in Folge des um sich greifenden Rückganges des Bergbaues das Klöp­peln Gegenstand der sächsischen Gesetzgebung.