PRAKTISCHE ANGABEN

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einfachen Sache einen eigenen Artikel widmen, sie ist aber trotzdem bei Auflegarbeiten von grosser Wichtigkeit, denn durch schlecht zubereiteten Kleister kann nicht nur der Aufleg­stoff, sondern auch alle oft kostspieligen Zuthaten verdorben werden.

Man giebt Weizenstärke nicht Reisstärke in ein Gefäss mit rundhohlem Boden, giesst nur so viel Wasser darauf als unumgänglich nothwendig um die Stärke aufzulösen und ver­rührt die Mischung mit einem Holzlöffel so lange bis keine Körnchen mehr zu fühlen sind. Während dessen wird reines Wasser auf das Feuer gesetzt; wenn es kocht kommt ein wenig pulverisirtes Pech oder Tischlerleim (für */« Liter Wasser unge­fähr so viel wie eine Erbse) dazu, dann lässt man die aufgelöste Stärke unter beständigem Rühren in das kochende Wasser einlaufen. Nachdem die Mischung noch einige Male aufgewallt hat zieht man sie vom Feuer zurück und rührt fort bis der Kleister erkaltet. Wird das Rühren vor dem Erkalten der Masse ausgesetzt, so bilden sich Knöllchen die, wie es schon im vor­hergehenden Kapitel betont wurde, sich niemals zwischen Pa­pier und Stoff einschleichen dürfen. Dieser Kleister verursacht keine Flecken, selbst auf der zartesten Farbe, weil er keine Säure enthält. Im Winter kann man ihn länger gebrauchen als im Sommer, wo er schneller zu gähren beginnt.

Wir rathen entschieden von der Verwendung von Gummi arabicum ab ; es wird so hart, dass man mit Mühe die Nadel durch die geklebten Musterpartien bringt, ferner lauft man stets Gefahr, dass der im Gummi enthaltene Zuckerstoff in den Geweben hässliche Spuren nach dem Trocknen zurücklässt.

Nach vollendeter Arbeit ist es vorsichtig mit einem feinen Borstenpinsel die Kehrseite der Stickerei noch flüchtig mit Kleister zu bestreichen und erst wenn er vollständig einge­trocknet, sie aus dem Rahmen zu nehmen.

Das Steifen neuer Arbeiten. Auf Seite 474 des Kapitels der Irländer-Spitzen wurde angemerkt, dass derlei neue Arbei­ten zu glätten sind; dies hat auf folgende Art zu geschehen : Wenn die Spitzenarbeit von der Vorlage getrennt ist, so legt man sie auf eine weisse feine Flanellunterlage mit der Kehr­seite nach oben ; hierauf taucht man ein Stück neuen sehr

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