Seit dem Entstellen der ersten österr. Jute-Spinnerei und Weberei wurde noch eine zweite in Floridsdorf bei Wien ins Leben gerufen. I)a sie in gleicher Ausdehnung wie die Simmeringer Jute-Spinnerei angelegt ist, so dürfte sie, wenn sie vollständig in Betrieb gesetzt sein wird, ein ähnliches Quantum Jutestoffe erzeugen und wir beschränken uns hier darauf, nur den Betrieb der ersteren zu besprechen.

Die Simmeringer Jute-Spinnerei auf Actien, unter der Firma: .Erste österreichische Jute-Spinnerei und Weberei" gegründet, verarbeitet 35.000 Zoll-Centner rohe Jute im Jahr, welche sie theilweise von England,, zum grösseren Theile jedoch direct aus Ostindien be­zieht, und verarbeitet dieselbe bis zum Gewebe und zum fertigen Sack.

Sie beschäftigt hiehei über 600 interne Fabriksarbeiter und 400 externe Arbeiter, letztere grösstentheils zum Nähen der Säcke.

Die Jute wird auf 45 Throstle-Spinnmaschinen mit den nöthigen Vorbereitungs­maschinen und 2840 Spindeln versponnen und auf 147 Webstühlen von 36 bis 94 Zoll Breite verwoben, und es werden alle aus Jute herstellbaren Artikel, von der dünnsten Emballage- Leinwand an bis zum Zimmerteppich, vom gröbsten Hopfen- und Kleesamensack bis zum feinen Mehlsack erzeugt.

Die groben Waaren werden auf 4 schweren Kalandern appretirt und auf einer höchst sinnreichen Sackschneidemaschine zu Säcken verschnitten.

An Maschinen sind in Verwendung:

1 Softner- oder Jute-Erweichungsmaschine, 1 Fadenreissmaschine, 6 Vorkrempel, 8 Feinkrempel, 18 Streckwerke, 9 Vorspinnmaschinen, 45 Spinnmaschinen, 2 Zwirnma­schinen, 3 Kettenspulmaschinen, 10 Schützenspulmaschinen, 6 Schlichtmaschinen, 147 Web­stühle, 2 Scheermaschinen, 1 Stärkmaschine,' 1 Egalisirmaschine, 4 Kalander, 1 Mess­maschine, 1 Legemaschine, 1 Sackschneidemaschine.

Diese Maschinen werden durch zwei gekuppelte liegende Expansions-Dampfmaschinen nach Corliss System mit zusammen 325 Pferdekraft getrieben.

Der Absatz der Waare ist nach allen Gegenden der Monarchie gerichtet, Getreide- und Mehlsäcke gehen zumeist nach Ungarn.

Auch als Exportartikel nach dem Orient ist Jute waare von grosser Bedeutung und die Simmeringer Jute-Spinnerei hat schon mit Erfolg Verbindungen in Alexandrien, Cairo, Smyrna u. s. w. angeknüpft. In Anbetracht der grossen Bedeutung dieser Industrie er­scheint es billig, hier des Herrn A. Girardoni zu gedenken, der als langjähriger Leiter einer Baumwollspinnerei den Gründern berufen schien, die grossen, einem Unternehmen gleich diesem sich entgegenstellenden Schwierigkeiten zu überwinden.

Fabrikation wasserdichter Stoffe.

Bei der Erzeugung wasserdichter Stoffe entfällt auf Frauenspersonen nur die Arbeit des Zusammennähens von T h e i 1 e n aus Segeltuch, Zwilch oder Baumwollstoff. Das Nähen wird theils als Handarbeit, theils mittelst Schützenmaschinen besorgt; unge­fähr 15 % der beschäftigten Arbeiterinnen entfallen auf das Maschinennähen.

Der Wochenlohn beträgt für Maschinennäheminen 7 bis 12 fl., im Durchschnitte 8 fl., für Handnäherinnen 4 bis 6 fl., im Durchschnitte 5 fl. Die Arbeitszeit belauft sich auf 10 Stunden.