42

Die Arbeit ist in 14 Tagen erlernt; sie erfordert eine kräftige Constitution, weil be­sonders das Maschinennähen Brust und Füsse sehr in Anspruch nimmt.

Die Mehrzahl der Arbeiterinnen steht in einem Alter von 18 bis 40 Jahren, sie stammen meistens aus der Umgebung der betreffenden Fabrik und sind vorwiegend verheirathet.

In Wien sind in den Fabriken zur Erzeugung wasserdichter Stoffe beiläufig 50 Ar­beiterinnen beschäftigt.

Fabrikation von Wachsleinwand und Federtuch.

Die schweren und anstrengenden Arbeiten dieser Fabrikation lassen eine ausgiebige Verwendung weiblicher Arbeitskräfte nicht zu; Frauenspersonen werden nur in wenigen Wachsleinwandfabriken und da blos für das Ein säumen und Schlingeln der zum Auf­spannen bestimmten Waare verwendet. Diese Arbeit geht so schnell von Statten, dass in einer Fabrik die Zahl von drei Mädchen genügt, um die Rohwaare für den gesammten Fabrikationsbedarf zum Aufspannen vorzubereiten.

Wochenlohn 3 1 ' 2 bis 4'/ 2 fl-

Seidenweberei.

Die Arbeiterinnen, welche in diesem Industriezweige, der mit Uebernahme des Seiden- garnes beginnt und mit Lieferung des Gewebes abschliesst, verwendet werden, sind :

1. Magazineur innen. Sie vermitteln die verschiedenen Arbeitsprozesse, welche das rohe Seidengarn bis zu seiner Umwandlung in Gewebe zu durchlaufen hat. Sie über­geben und übernehmen, wägen und verbuchen das Product vor und nach jedem Arbeits­prozesse. Werth voll, wie der Artikel ist, fordert er zur steten und strenge geübten Con­trôle heraus. Doch ist die Function keine blos überwachende; sie greift darüber hinaus, indem sie z. B. dem Weber gerade diejenigen Spulen zumittelt, welche der von ihm anzuferti­gende Stoff bedingt. Diese Thätigkeit macht es erklärlich, dass in dem hier besprochenen Arbeitszweige nur die intelligentesten, bestgeschulten Kräfte verwendet werden.

2. Capo lire rinnen. Ihre Arbeit hat zur Aufgabe, das Seidengarn für den Färbe­prozess vorzubereiten und das gefärbte zum Winden zu übergeben. Die erstere besteht im Zusammenfassen des Garnes in Strähnen und im Vereinigen dieser zu noch umfassenderen Einheiten.

3. Winderinnen. Der gefärbte Strähn wird zunächst auf Bobbinen oder grosse Spulen gebracht. Das Schussgarn (Trama) wird von diesen mittelst Spülmaschinen auf kleine Spulen (Schleifspulen) übergeführt, eine Arbeit, welche den

4. Spulerinnen zufällt. Haben diese die Maschine selbst in Bewegung zu setzen? so wird die Arbeit wohl ermüdend, sonst erheischt sie nur Fingergewandtheit. Wenn die Schussspule mehr als einen Faden aufzunehmen hat, reiht sich ein neuer Arbeitsprozess an : Das Doubliren.

5. Die Schweiferinnen übernehmen die mit Kettengarn (Organzin) gefüllten Bobbinen. Das Schweifen oder Zetteln besteht darin, dass das auf etwa 40 Spulen auf­gesteckte Kettengarn von diesen gelöst und auf dem in steter Drehung befindlichen Haspel oder Schweifrahmen in der für einen bestimmten Stoff nothwendigen Menge aufgewickelt