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lationen der Appretir-Arbeit (Bügeln, Pressen u. s. w.) an, welche jedoch nicht von weiblichen, sondern von männlichen Arbeitern verrichtet werden.

Wochenlohn der Arbeiterinnen 5 bis 6 fl., im Durchschnitte 5 fl.

3. Das Adjustiren oder Stafflren.

Unter Adjustiren (Stafflren) wird das Ausfertigen (Fertigmachen') der Herren- und Knabenhüte verstanden; es umfasst das Einnähen des Futters und Schweissieders, das Auf­nähen des Stirnbandes und das Einfassen des Hutschirmes oder Randes. Bei letzterer Arbeit werden häufig auch Nähmaschinen benützt.

Wochenlohn 5 bis fl fl., im Durchschnitte 5 fl.

4. Das Aufputzen oder Garnircn.

Das Aufputzen (Garniren) ist die Ausfertigung von Hüten für Frauen und Mädchen; es besteht nebst dem Einnähen des Futters noch im Ausschmücken des Hutes mit Bän­dern und Blumen oder Federn, und ist also im Wesentlichen Modistinnenarbeit.

Wochenlohn 3 bis 10 fl., im Durchschnitte 6 fl.

Alle unter 1 bis 4 genannten Arbeiten, mit Ausnahme des Waschens, Bleichens und Leimens, werden sitzend verrichtet; hauptsächlich in Anspruch genommen sind Brust und Augen, ein besonders hervortretender Nachtheil für die Gesundheit ist jedoch nicht wahr­nehmbar. Die genannten Arbeiten erfordern keine speciellen Vorkenntnisse oder Fertig­keiten; nur für die Näharbeiten sind Vorbegrifte des Nähens Bedingung. Frauenzimmer mittlerer Begabung erlernen das Nähen der Strohhüte in drei Monaten, der gleiche Zeit­raum ist auch zur Erlernung des Adjustirens und ebenso des Aufputzens erforderlich- Die einfachen Arbeiten des Waschens, Bleichens und Leimens setzen keine specielle Erler­nung voraus.

Die Mehrzahl der Strohhutarbeiterinnen steht im Alter von beiläufig 20 Jahren; das niedrigste Alter ist 14 Jahre, Jas höchste, selten vorkommende 50 bis 60 Jahre. Die Arbeiterinnen, meistentheils der Umgebung des betreffenden Fabriks - Etablissements ent­nommen, stammen aus den mittleren und unteren Volksclassen; vorwiegend gehören sie besser situirten Schichten an.

Die Strohhutarbeiterinnen sind nicht das ganze Jahr hindurch, sondern blos saison­weise vom November bis zum Juli beschäftigt; theils findet das Arbeiten in der Fabrik, theils bei Hause statt, theils gegen Tag- oder Wochenlohn, theils gegen Stücklohn. Die Arbeitszeit währt, mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage, an welchen selten gearbeitet wird, in den Fabriken von 8 Uhr Morgens bis 7 Uhr Abends; Mittags ist eine Unter­brechung von einer Stunde und zur Vesperzeit eine halbstündige Pause.

In Wien werden von den Strohhutfabrikanten und Appreteuren in und ausser Hause ungefähr 1000 Arbeiterinnen (nebst 150 Arbeitern) beschäftigt.

Hievon kommen auf das Nähen 65, Waschen, Bleichen und Leimen 5, Adjustiren 15, Aufputzen 15 Percent.

Stroh, flechterei.

Das Strohflechten ist ein, am Fusse des Erzgebirges, in den Ortschaften Teilnitz, Müglitz, Mückenberg, Niclasberg, Obergraupen, Voitsdorf, Zinndorf ziemlich schwunghaft betriebener, im Hause gepflegter Industriezweig, in welchem ausschliesslich Kinder und Frauen verwendet werden.