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Auch zu den Blättern der B1 u m e n bedient man sich der Gau fragen, obwohl nur selten, weil die bei dem Gebrauche derselben unvermeidliche Gleichförmigkeit, als naturwidrig, sehr unangenehm auffallen würde. Man bildet daher die Blumenblätter mei- N stens mittelst anderer Werkzeuge, und zwar unmittelbar vor dem Zusammen­setzen, aus. Diese Werkzeuge, welche mässig erwärmt werden, sind: Kolben, schnabel­förmige Instrumente, mit eingedrehten Keifen versehene Kegel u. s. w.; zu denselben ge­hört noch ein mit Baumwolle oder Weizenkleien ausgestopftes Kissen (Gaufrirpolster), welches auf den Arbeitstisch zu liegen kommt.

Zu den bei der Fabrikation nöthigen Werkzeugen müssen auch noch stählerne Zängelchen gezählt werden. Sie dienen nicht nur, um kleine Bestandtheile bei dem Zusammensetzen bequem aufnehmen und an den gehörigen Ort bringen zu können, son­dern auch, um die freistehenden Ränder mancher Blumenblätter aufzukrausen und zu fälteln. Man hat solche Zängelchen mit flachen und auch mit abgerundeten Enden oder Spitzen.

Was die Zusammensetzung der einzelnen Bestandtheile betrifft, so versteht es sich von selbst, dass man von dem Innersten der Blumen anfängt, dann die äusseren Blätter nach und nach ansetzt, endlich die grünen Blätter an den Stengel an­reiht, und diesen vollkommen ausbildet. Er besteht je nach Bedarf aus schwächerem oder stärkerem Eisendraht; die Blattstiele aber macht man von gut ausgeglühtem, also weichem Eisendraht, damit man sie leicht in die natürliche Lage bringen kann. Als Bindemittel dient Kleister oder Gummi arabicum.

Zu den noch besonders zu erwähnenden Theilen gehören die Staubfäden und die Knospen.

Die Staubfäden macht man aus feinem Garn, welches gestärkt und gefärbt und mittelst Maschine in gleiche, meistens l : '/ 4 oder 2 Zoll lange Stücke geschnitten wird; dann werden die Garnstücke mit beiden Enden abwechselnd in die dazu bereitete Farbe eine Mischung von Farbe, Stärke und Gummi,Pat (Pate) genannt getaucht, worauf man sie trocknen lässt. Dieses Eintauchen wird so oft wiederholt, bis die Enden der Garnstücke mit so viel Pat überzogen sind, dass selbe eine meistens runde oder läng­liche Form haben und den natürlichen Blumensamen ähnlich sind. Vielen Sorten wird nachträglich mittelst Farbe und Gummi das verlangte Aussehen gegeben.

Bei dem Gebrauche werden die Fäden in der Mitte entzwei geschnitten, und eine hinrei­chende Anzahl dieser jetzt blos auf einer Seite mit einem farbigen Köpfchen versehenen Staubfäden bindet man mit Seide oder Wolle an einen Draht, befestigt um dieselben die Blumenblätter sammt dem Kelche, und vereinigt diesen Draht mit einem stärkeren, wel­cher noch, um denselben zur gehörigen Dicke zu bringen, mit etwas Baumwolle umgeben und mit einem Streifen grünen Seidenpapiers oder gewalzten Kautschuks umwunden wird, so dass er dem Stengel der natürlichen Blume oder Pflanze ähnlich ist. An diesem Sten­gel werden auf gleiche Art die einzelnen grünen Blätter angebracht. Ihre Stiele, die man ebenfalls aus Draht macht und mit Papier umhüllt (wickelt), werden mit dem einen Ende an die untere Fläche des Blattes angeklebt, das andere Ende aber Avird mit dem Blumen­stengel verbunden.

Knospen macht man in der Regel von dem gleichen Stoffe Avie die Blumen, zu denen sie passen sollen; nur bei Orangenknospen nimmt man weisses Glace-Leder. Die Knospen sind meistens mit Baumwolle gefüllt.