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Die Kämme kommen: Zu Schleifmaschinen, um die Zähne zu spitzen; zu Stahlfraisen, um die Zähne von ihren Spitzen an bis auf ihren Grund gleichmässig abzurunden; zu anderen Stahlfraisen, mittelst welcher das Nachschneiden der Zähne geschieht, um deren Basis ganz glatt zu machen. Ferner gelangen die Kämme wieder auf Steinschleifen, um den Rücken der Kämme ihre Abrundung zu geben, und endlich auf runde Bürsten, die die Unreinigkeiten zwischen den Zähnen herauszubürsten haben.

Zu diesen Verrichtungen sind bei 45, beiläufig 1418jährige Mädchen angestellt, die sich 35 fl. Wochenlohn verdienen. Sie brauchen, je nachdem sie zu einer oder der anderen Maschine gesetzt werden, 814 Tage Lehrzeit.

Die Temperatur im Locale ist eine normale; dafür hat aber das Schleifen, Schnei­den, Drechseln und Bürsten viel Kautschukstaub im Gefolge. Den üblen Folgen, welche durch das Einathmen des letzteren unläugbar entstehen würden, begegnet man in der Wimpassinger Fabrik durch die Anwendung von Respiratoren, und es ist Thatsache, dass von den Arbeiterinnen, welche sich zum Tragen der Respiratoren bequemten, keine ein­zige den Krankheiten der Athmungsorgane, wie sie sonst durch die fortgesetzte Einwirkung des Staubes hervorgerufen werden, unterworfen war.

Nach allen den aufgezählten Proceduren wird den Kämmen die Politur auf fol­gende Weise beigebracht: Die Kämme werden mit freier Hand, mit in Wasser aufgelöster Polirerde an rotirende Barchentscheiben so lange fest angedrückt, bis sie allerorts den nöthigen Grad von Politur erreicht haben.

In der Kammpolirerei zu Wimpassing arbeiten nebst circa 50 Männer, auch ebenso viele Frauenzimmer im Alter von 2040 Jahren, die sich 3 bis 5 fl. wöchentlich verdienen.

Die Arbeit ist eine stehende, strengt Arme und Finger nicht unbedeutend an, und es braucht 23 Wochen, bis sie gut und schnell von Statten geht. Nichts destoweniger könnten eventuell alle Polirarbeiten ausschliesslich durch weibliche Kräfte besorgt werden.

Das Adjustiren der Kämme, welches das Sortiren, Abstauben, Zählen, Einear- toniren und Numeriren derselben in sich begreift, verlangt schliesslich auch noch ein eigenes grosses Local und andererseits 14 bis IG Mädchen und Frauen, die aber schon über eine gewisse Intelligenz verfügen müssen, weil sie mit nahezu 400 Kammnummern zu thun haben, die ihnen vollkommen geläufig sein müssen. Sie sind nicht unter 18 und nicht über 35 Jahre alt, und werden mit 57 fl. entlohnt.

Nachdem, wie aus dem gegenwärtigen Berichte hervorgeht, an die grössere Mehr­heit der Arbeiterinnen dieses Zweiges keine besonderen Ansprüche, weder betreffs der kör­perlichen Fähigkeiten noch in Bezug auf Schulbildung, gestellt werden, so lässt sich mit um so grösserer Befriedigung constatiren, dass die intellectuelle Bildung der bäuerlichen Bevölkerung von Wimpassing und Umgegend eine ganz befriedigende genannt werden kann, und dass auch die Moralitäts-Verhältnisse kaum etwas zu wünschen übrig lassen.

Die Arbeiterinnen wohnen zwar meistentlieils 1 bis 2 Stunden und oft noch weiter von der Fabrik entfernt, dafür aber um so bequemer. Sie vergönnen sich zu mehr als 3 Viertheilen eine warme Mittagskost und kleiden sich anständig.

Die Gesundheitsverhältnisse anbelangend, hebt der Bericht der erwähnten Fabrik be­stimmt hervor, dass es nur Vorurtheile sind, welche der Gummiwaaren - Fabrikation nachtheilige Folgen für die Gesundheit der dabei Beschäftigten zuschreiben. Langjährige Erfahrungen und genaue statistische Daten zeigen, dass ausser der ungünstigen Einwirkung der im Kammstechsaale herrschenden Hitze und ausser der Schädlichkeit des bei den Fa 2 onnir-Arbeiten der Kämme entstehenden Staubes, keine wie immer gearteten Nach-