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Anstelligkeit und einiger Intelligenz sind keine besonderen Fülligkeiten, Schulbildung oder Vorkenntnisse erforderlich.

Die Arbeiterinnen, 20 bis 30 an der Zahl, stehen vorwiegend im Alter vom 10. bis zum 30. Lebensjahre. Sie stammen etwa zur Hälfte aus Böhmen und Mähren und zur Hälfte aus Nieder-Oesterreich, besonders Wien; letztere wohnen gewöhnlich bei ihren Eltern.

Der wöchentliche Verdienst beträgt in den ersten Monaten 34 11., später nach er­langter Fertigkeit 57 11.

Nähnadclfabrikaüon und Nadel Industrie überhaupt.

a) Niihiiiulclfalu'ikiition.

Die Arbeiten, zu welchen das weibliche Geschlecht in der Nähnadelfabrikation herangezogen wird, sind sehr mannigfaltiger Art; sie umfassen folgende Verrichtungen:

1. Das Stechen der 0 e h r e.

Bei dieser nicht anstrengenden Arbeit, welche sitzend verrichtet wird, kommen eigene Stechmaschinen in Anwendung. Die Nadeln werden anfänglich doppelt gearbeitet, d. h. cs werden die Nadelschachte in der doppelten Länge einer Nadel zugeschnitten, an beiden Enden angeschliffen und in der Mitte jedes Schachtes die Köpfe je zweier Nadeln mit Fohre (Vertiefung unterhalb des Oehres, die dem Faden die Führung gibt) und Oehr gleichzeitig gebildet. In die Maschine wird eine Stahlmatrize eingefügt, in welche der schon vorgeprägte Mitteltheil der Nadelschachte genau passt. Die genannte Matrize ist an jenen Stellen, auf welche die beiden Nadelöhre zu liegen kommen, mit entsprechenden Löchern versehen, und zwei genau dazu passende Stahlstifte dringen, sobald die Arbeiterin einen Nadelschaeht in die Matrize legt und mit dem Fusse an einem Tritte drückt, durch die vorgeprägten Nadelöhre hindurch.

Da die Arbeiterin leicht fühlt, ob der Schacht mit dem geprägten Theile in der Matrize richtig liegt, so geht ihr die Arbeit rasch von Statten, und sie schiebt nur mit den Fingern der rechten Hand, indem sie einen Griff Nadeln etwas fächerförmig aus­breitet, einen Nadelschacht nach dem andern in die Matrize hinein und von da wieder fort, wobei sic stets, wenn der Nadelschacht in die Matrize richtig einfällt, durch einen Tritt mit dem Fusse das Durchstechen der Oehre bewirkt.

Hiebei kommen Arbeiterinnen von 18 bis 40 Jahren zur Verwendung. Besondere Vorkenntnisse sind nicht nüthig; die Lehrzeit dauert etwa 0 bis 8 Wochen.

Der Wochenlohn beträgt 3 fl. 50 kr. bis 4 fl. 50 kr., durchschittlich 4 fl.

2. Das E in fädeln.

Die gestochenen Nadelschachte werden zu 100 his 200 Stück auf je zwei Drähte aufgefädelt, um sodann gleichzeitig und gleichmässig von dem bei dem Prägen der Nadeln herausgetretenen Barte durch die Feile oder auch am Schleifstein befreit Averden zu können.

Dieses Einfädeln wird von Frauen und Kindern, ohne Zuhilfenahme besonderer Vor­richtungen, meistens zu Hause besorgt, und ist in keiner Weise anstrengend. Alter 12 bis 30 Jahre.

Wochenlohn 2 fl. 50 kr. bis 4 fl. 50 kr., durchschnittlich 3 fl. 50 kr.

3. Das B e h e u 1 e g e n.

Diese Arbeit besteht in dem Sortiren der von den Scheuerbänken (Polirmaschinen)