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sind. Dazu kommt noch, dass die Leute keine Mittet haben, sich der ärztlichen Behand­lung zu unterziehen, da die Auslagen liiefür zu gross sind. Es gibt Ortschaften, von denen der Arzt eine bis zwei Stunden weit entfernt ist, wie z. B. Maxdorf, Antouiwald, Josefs­thal, welche zusammen eine Kirchengemeinde von 2300 Seelen bilden, und doch bisher noch nicht dahin gekommen sind, einen Arzt anzustellen. Der nächste Arzt ist eine Stunde ent­fernt, und bei seinem 'weitausgedehnten Wirkungskreise ist es ihm, wenn er gerufen wird, oft erst den 2. oder 3. Tag möglich zu kommen. Eine Abhilfe ist in dieser Beziehung dringend geboten; möge man nur bedenken, dass aus den genannten drei Gemeinden, die erst seit sieben Jahren ihren eigenen Friedhof haben, schon fast 900 Leichen daselbst be­graben liegen.

Ausser den oben geschilderten, mit Wasser betriebenen Schleife­reien gibt es auch sehr viele Trempelzeuge. Es sind dies Schleifzeuge, welche in jedem Zimmer angebracht werden können; sie sind auf die Art wie Drehbänke gebaut, mit Fusstritt und einem Schwungrad. Die Steine sind horizontal angebracht, werden durch ein darüber hängendes Wassergefäss benetzt und dienen zum Schleifen kleiner Gegenstände, wie Knöpfe, Perlen, Scheibel u. s. w.

Diese Arbeit ist leichter, wird zumeist von Frauen besorgt, beschäftigt aber auch ganze Dörfer. Manches Haus zählt 4 bis 5 Trempelzeuge. Der Wochenlohn beträgt 1 bis 2 Gulden. Der Gesundheit minder abträglich, wie die Arbeit ist, erreichen die dabei be­schäftigten Arbeiterinnen ein Alter von 50 bis 60 Jahren.

b) Perlblaserei.

Mit der Erzeugung geblasener (gewickelter) Glasperlen, welche hauptsächlich von Frauenspersonen betrieben wird, nähren sich gleichfalls zahlreiche Familien des genannten Gebirgslandes

Der zum Perlen blasen benützte Apparat ist sehr einfacher Art. Er besteht aus einem viereckigen Tische, unter dessen Platte ein hohles Kreuz angebracht ist. ln der Mitte des Tischgestelles befindet sich ein Blasbalg, je nach der Grösse des Tisches 11A Elle lang und mittelst eines Fusstrittes zu ziehen. Es strömt die Luft durch das hohle Kreuz auf allen vier Seiten des Tisches durch Löcher, in welchen sich ein sogenannterAnstecklich aus Holz oder Messing, in eine Glasspitze auslaufend, be­findet. Vor diesem feinen Rohre steht eine Lampe von Blech, gewöhnlich mit Petroleum, auch Talg gefüllt und starkem Dochte, an der durch die Luftströmung entstehenden Spitzflamme wird das Glas weissglühend oder schmelzend gemacht, wie man es zur Arbeit eben braucht.

Diese Arbeit wird sitzend verrichtet. Zu Perlen werden hohle Stängel verwendet, weisse und färbige, durchsichtige, wie auch undurchsichtige, gewöhnlich aus C o m p o s i- tion, welche auch darin von den gewöhnlichen Glasstängeln abweichen, dass sie leicht­flüssiger sind, so dass beim Aufblasen die Brust weniger als bei der gleichen Arbeit mit dem anderen Glase angestrengt wird.

Arbeiterinnen, welche Spiegelperlen (innen verspiegelte Perlen) machen, haben vor ihrer Flamme noch einen gewöhnlichen Blechlöffel, in welchem Blei und Zinn geschmolzen werden, welche Masse sie in die aufgeblasenen Perlen einziehen, wodurch diese augenblicklich verspiegelt sind. Der Heberfluss dieser Massa wird sogleich wieder heraus­geblasen. Mit dieser Arbeit befassen sich grösstentheils die Ortschaften Antoniwald, Maxdorf, Marienberg und Prichowitz.