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zählige Feuerchen von sich strahlt«, und den dunklen Koloß mähr« chenhast beleuchteten. Die Schönheit der Nacht fesselte uns auf dem Verdeck. Es >var eine von den Nächten des Südens, die wir in Deutschland nur ahnen können. Der laue Wind, der von Italiens Küsten herüber wehte, gab ihr eine angenehme Wärme, aber gerade ihre Kühle war eS wieder, welche nach dem heißen Tage so wohl that. Mir war, als glänzten die freundlichen, noch bekannten Sterne viel lieblicher und Heller zu uns herab, als wäre Alles viel milder und schöner als daheim. Spät erst suchte ich den Schlaf in einer der Lagerstätten der Kajüte. Doch bedurfte eS langer Zeit, ehe ich bei dem Knacken der Schiffswände, dem Toben der Maschine und dem Zittern des ganzen Baues im Stande war, die Augen zu schließen.
Der folgende Morgen brachte schon um vier Uhr den größten Theil der Reisegesellschaft auf das Deck. Die Matrosen waren beschäftigt, das ganze Deck zu reinigen, wie dies alltäglich auf den Schiffen geschieht. Halb fünf Uhr stieg die Sonne hinter den Gebirgen Dalmatiens empor und vergoldete die unermeßliche Wasserfläche, so weit das Auge reichte. Unsere Mohammedaner beteten oder lasen im Khorahn. Wir glitten rasch an der dalmatischen Küste dahin. Oft ist sie öde und unfruchtbar, oft aber zeigt sie uns liebliche Dörfchen zwischen Olivenwäldcrn. Die letzteren ziehen sich bisweilen hoch an den Gebirgen hinauf. Zwischen uns und der Küste sahen wir viele Inseln. Die Mövcn umschwärmten in zahlreichen Gesellschaften unser Schiff oder schaukelten sich, vom Fluge ruhend, auf den Wellen. Briggs und Dreimaster steuerten an uns vorüber, dem Hafen Tricst's zu. Nachmittags tauchte die Insel St. Andrä am Horizonte auf; gegen Abend fuhren wir zwischen den Inseln Lissa und Buri durch. Erstere lag uns so nahe, daß wir mit den, Fernrohr die Leute in den Straßen des Städtchens Lissa herumwandcln sahen. Allmählig verlor sich das Land aus unserm Horizonte. Nur die untergehende Sonne zeigte uns noch einmal jene bergigen Ländchen.
Am dritten Tage unserer Reise sahen wir kein Land. Es ist ein großartiger und erhebender Gedanke, so allein, von jeder mensch-