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lichen Hülfe so weit entfernt, über ungemessne Tiefen dahin zu segeln. Unsere Begleiter vom vorigen Tage, die krächzenden Mö- ven, waren verschwunden; dagegen zeigten sich Delphine, einzeln oder in Gesellschaften. Sie umkreisten spielend das Schiff und wurden mit Jubel begrüßt.
Auf Korfu's Leuchtthurm erlosch am 9. Juli eben das Licht, als die Mamuhdie in den engen Kanal einbog, der die größte der ionischen Inseln vom Festlande trennt. Noch lagen beim heraufdämmernden Morgen die zahlreichen Landhäuser, Orangegärten und Weinberge des herrlichen Eilandes im tiefsten Schatten, die Stadt ruhte noch im tiefsten Schweigen der Nacht, als wir ihr gegenüber Anker warfen. Von einem der Forts auf den kleinen Inseln im Meere donnerten zwei Kanonenschüsse dem jungen Tage entgegen. Fröhliche Waldhornsignale und lärmender Trommelschlag antworteten auf allen Basteien der Festung. Die Purpurwölkchen über Albaniens Gebirgskämmcn erblichen vor den ersten Strahlen der Sonne, die Spitze des Leuchtthurms erglühte im hellsten Feuer, Stadt und Meer erschienen wie mit Goldduft überhaucht. Jetzt lag das reizende Bild ,,glühend in der Sonne Gold" vor uns; es war ein Panorama zum Entzücken.
„Die Meereswasser sind flüssige Smaragde und Saphire, welche die Sonnengluth vom blauen Himmel und von der grünen Erde abgeschmolzen hat. Es ist ein Schimmer und Geflimmer, ein elektrisches Wellenzittern, eine Magie in den Lüften, auf den lichtgetränkten Wogen, welche im schneeigen Gischte ihre Buhlerei mit Sonne und Aether ausschäumen: — daß die Seele trunken und taumelig werden muß"*).
Korfu ist, vom Meere aus gesehen, die schönste Stadt, die man sich denken kann. Auf steilen Felskegeln thronen die gewaltigen Forts; Kaktusfeigen wuchern auf ihren Mauern und Zinnen, wie an den unersteiglichen Felswänden. Pflanzen, welche wir nur in unseren Gärten sehen, treibt hier die Sonne Griechenlands zu Sträuchern und Bäumen empor, und zwischen den schon ganz
*) Bogumil Geltz, Ein Kleinstädter in Egypten.