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große Menge des frischgeschöpsten Nilwassers zu läutern und zu kühlen, die letztere, um das schon gereinigte Wasser möglichst ab- zufrischcn.
Der Sihr ist ein großer, ungefähr zwei Eimer haltender, zucker- hutähnlicher Topf, welcher mit seiner nach unten gerichteten Spitze aufgestellt und dann mit Wasser gefüllt wird. Seine Masse hat gröbere Poren, welche, zwar immer noch fein genug, um das durch sie ausfließende Wasser zu läutern, doch einer größeren Menge den Durchgang gewähren. Das durchgesickert Wasser wird in einer glasirten Schüssel aufgefangen und nun erst in die kleinen, zierlichen und sehr verschieden gestalteten Khulal*) gebracht, in denen man das Trinkwasser bis zu einer Frische von -j- 8" U-oauin. abkühlen kann. Beide Gefäßarten sind so billig, daß sie sich selbst der ärmste Fellah anschaffen vermag.
Aus diesen Anstalten zum Reinigen und Kühlen des Nilwassers geht schon hervor, daß es so ohne Weiteres keineswegs ,,das beste Wasser der Welt" genannt werden kann, wie viele Reisende es gethan haben. Ich selbst werde im Verlaufe dieser Blätter vielleicht auch mit Entzücken von demselben sprechen und fühle mich deshalb um so mehr zu dem offenen Bekenntniß, daß die Ansichten über die Güte des Nilwassers nur relative sind, verpflichtet. Wenn der Strom seine größte Höhe erreicht hat, führt sein Wasser so viele erdige Theile mit sich, daß es davon hellbraun gefärbt wird; bei langem, ruhigem Stehen oder inniger Vermischung mit schnell klärendem Alaun, bitteren Mandeln, Buffbohnen und dergleichen sinken diese, eben die Fruchtbarkeit Egyptens bedingenden Schlammtheile zu Boden und bilden eine, das Zwölftel des Inhalts eines Gefäßes betragende, dichte Schicht. Ungeklärt genossen, hat es stets Durchfall und einen AuS- schlag, welchen die Araber geradezu den Nilausschlag nennen, zur Folge. Es ist also nicht wohl denkbar, daß ein so beschaffenes Wasser das beste Trinkwasser sein kann.
Aber — die das köstliche Nilwasser preisenden Reisenden haben
') Plural von KImIs.