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bunten Welt. Die Stimme des alten einigen Gottes tönt aus der Wüste zu dem Menschengeschöpf herüber und es versenkt sich wieder in die Mysterien der Schöpfung und des ewigen Seins"*).
Man zieht auf einer breiten Straße, welche noch deutlich die Spuren einer künstlich angelegten zeigt, in die Berge hinein. Immer öder und trauriger, todt und still wird der Weg, man reitet sichtbarlich in das Reich der Todten. In weiten Bogen umzieht die Straße die hier sich hoch erhebenden Gebirge; erst nachdem man eine starke halbe Meile zurückgelegt hat, gelangt man zum Eingänge des jetzt mit No. 1 bezeichneten Königsgrabes. Die übrigen, wohl einige und zwanzig an der Zahl, liegen in der Nähe in einem von hohen, steilen Bergeshängen gleichwie von Wänden umschlossenen Thale.
Ein tiefer Sinn liegt in der Wahl dieses Friedhofes. Hier lebt kein Wesen, hier sieht man kein Geschöpf, keinen Vogel, bis hierher verirrt sich kein Thier. In diesen Gründen waltet heilige Ruhe und soll hier walten; denn hier ruhen die Könige des merkwürdigsten Volkes der Erde. Die Weisheit seiner Priester bettete die aus dem wogenden Gewühl eines rauschenden Lebens Abgeschiedenen an einen erhabenen Ort heiliger, ewiger Stille. Berge bedeckten die Räume, in denen die Sarkophage mächtiger Herrscher standen, Stcingeröll verbarg die Grabespfortcn und dennoch wagte es die frevelnde Hand späterer Geschlechter, jene vermauerten Eingänge zu eröffnen, die Särge aufzubrechen, den heiligen Friedhof zu entweihen.
Die Anlage der Gräber ist mit wenig Modifikationen immer dieselbe. Mehrere Säle liegen hinter einander, in dem letzten von ihnen steht der Sarkophag. Nur das mit No. 17 bezeichnete Grab ist anders: hier findet man zwei Saalreihen über einander. Da, wo der Felsen, in dem man das Grab eingehauen hat, glatt war, wurden die Hieroglyphenbilder in den Kalkstein, da, wo er zersplittert war, in einen Mörtelüberzug eingeschnitten. Die Bilder sind die Lebensbeschreibung des in dem Grabe Ruhenden: man sieht
) B o g uin i l G o ltz.