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Erster Theil
Entstehung
Seite
57
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den König in seinen Schlachten, auf seinem Throne, in seinem Gebete, in seinen häuslichen Verhältnissen, in seinen Vergnügungen dargestellt. Einzelne Wände zeigen durch die Egypter unterjochte Völkerschaften in der Sklaverei; man kann den krausköpfigen Aethio- pier ohne Mühe von dem feingegliederten Jndier, den Juden von dem Perser unterscheiden. Auf den getünchten Wänden prangen die Bilder vergangener Jahrtausende noch heute in unvergänglicher Farbenfrische, als ob der Künstler gestern zum letzten Male seine Hand an's Werk gelegt hätte. Einige Figuren sind mit Nöthcl vorgezeichnet, aber noch nicht in den Kalkmörtel eingegraben; der König starb und sollte in seinem Mausoläum beigesetzt wer­den, da verstummte der Hammerschlag des Bildhauers in den hohen Räumen, die Schaar der Arbeiter zog dem Lichte zu und das Chor der Priester brachte die Mumie zur Ruhe in der dunk­len Gruft.

Erhaben ist die Wahl des stillen Thales, erhabener noch die Anlage dieser Gräber. Sie weiter zu beschreiben, vermag ich nicht; hierzu gehören mehr Monate als ich, sie zu besichtigen, Stunden übrig hatte. Champollion hat diese Arbeit ausgeführt; Lep- sius soll, wie viele Inschriften in allen europäischen Sprachen beweisen wollen, mehr vernichtet, als wissenschaftlich geforscht ha­ben. Auch viele Säulen der Tempel Karnak's und Luksor's wei­sen Stellen auf, an denen die Hieroglyphenbilder ausgemeiselt wur­den. Ein Fellah, welcher des letzteren Alterthumsforschers Diener gewesen zu sein vorgab, erzählte, daß dieser erst Ausgrabungen ge­macht und gezeichnet, dann aber das Abgezeichnete vernichtet und, um eine neue Schande alt erscheinen zu lassen, mit Koth bewei­sen habe. Es gehört wirklich die ganze Leichtgläubigkeit gewöhn­licher Touristen dazu, ähnlichen ungereimten Erzählungen Glau­ben zu schenken. Daß unser ausgezeichneter Landsmann zu seinen Arbeiten Meise! und Hammer brauchte, ist erklärlich; spätere Rei­sende wünschten von unwissenden Fellahhihn von der Wissenschaft bisher noch nicht aufgedeckte Namen der Verwüster jener Monu­mente zu wissen und Lepsius wurde genannt. Obgleich nun diese und andere Vcrläumdungen den gelehrten Mann gar nicht