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scr: die erbärmlichen Wohnungen der, die Bricfpost zwischen Char- thum und Kairo besorgenden, Kamclreitcr. Dennoch ist der Ort für den Verkehr Egyptens mit Ost-Sudahn als Einbruchsstation in die große nubische Wüste von großer Wichtigkeit. Man legt den fünfunddreißig bis vierzig deutsche Meilen langen Wüstcnweg nach Abu-Hammed im südlichen Nubien in sieben bis neun Tagen zurück und gelangt, am Nile fortziehend, in fünf weiteren Tagen nach Berber el Muchc'iref. Im Inneren den Wüste stößt man nur einmal auf einen Brunnen, den Bihr murre, welcher, wie der arabische Beiname besagt, nur salziges Wasser enthält. Deshalb gehört die Reise zu den beschwerlichsten und zu den theuersten dieser Art *) auch ohne die Prellereien und Betrügereien der Kamelscheichs, denen der Reisende, wenn er nicht einen Firmahn von der Regierung besitzt, sicher ausgesetzt ist.
Der Unterschied zwischen dem bis jetzt bereisten Theile Nubiens, dem Wadi-Kenuhs, und Egypten ist auffallend und erstreckt sich nicht auf das feste Land allein, sondern auch auf die Menschen, ihre Sprache und ihre Sitten. Nackte Felsmasscn engen den Strom auf beiden Seiten ein; seine Ufer sind viel zu hoch, als daß er sie überfluthen könnte. Daher hört man hier das Gekreisch unzähliger Schöpfrädcr, welche die schmalen und wenig fruchtbaren Felder an den Usern des Stromes bewässern, Tag und Nacht. Der arme Nubier konnte seinem Stcinlande nur Wenig abgewinnen. Seine Dörfer sind armseliger, aber freundlicher und hübscher als die der Fellahhihn; er selbst ist ärmer, aber besser als der Egypter.
Schon auf den ersten Blick unterscheiden sich die friedlichen Berbern von den Egyptern. Die Männer haben eine mehr oder
*) Ein mit Wafferschläuchen beladenes Kamel kostet nach den von der Regierung erlassenen Bestimmungen, wie das Reirkaniel, sechs Thaler unseres Geldes für diese Tour, der Transport eines arabischen Centners von hundert „Ardahl" oder einundachtzig wiener Pfunden wird mit dreißig Piastern oder zwei Thalern preußisch berechnet. Diese Miethpreise sind nicht niedrig, weil man bei dem beschwerlichen Wege einem Kamele nur drei arabische Centner aufbürden darf und sehr viel Trinkwaffer mit sich führen muß.