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Erster Theil
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sig ist. Am folgenden Tage, landeten wir in Dongola el Ur- d i, nachdem wir, von Wadi-Haifa aus, siebenundzwanzig Tage unter Wegs gewesen waren.

Die Stadt Dongola, gemeiniglich schlechtweg ,,el Urdi", das Lager, genannt, wurde nach einem Plane des Naturforschers Ehrend erg an der Stelle des kleinen Dorfes Akromar erbaut und diente den Türken, welche die Provinz erst vor Kurzem erobert hatten, anfangs als Festung. Dongola ist ein unbedeutender Ort, welcher schlechte Basars*) mit wenigen Vcrkaufsartikeln, einige Kaffchäuser und Brandweinkneipen enthält. Es ist der Sitz eines türkischen Mohdihrs oder Provinzgouverneurs.

Zur Zeit unseres Hierseins herrschte hier Muhsa-Be'i**), ein sehr gewandter, unterrichteter Türke, den wir spärter in Char- thum wieder trafen, wo er unter der Regierung Latief-Pascha's eine sehr demüthigende Rotte spielte. Er machte kurz nach unserer Ankunft den Geistlichen einen Besuch, welchen wir nach einigen Tagen erwiderten. Es ist eine überall in Nord-Ost-Afrika ge­bräuchliche Sitte, daß die Einwohner einer Stadt dm angekomme­nen Fremden zuerst besuchen. Man kann dann einen solchen Be­such erwidern oder nicht, wie man eben Lust hat. Die Sitte hat für den Fremden viel Angenehmes.

Am ersten Sonntage nach unserer Ankunft (am 19. Dezember) las Padre Ryllo in der hiesigen koptischen Kapelle die Messe in arabischer Sprache. Das Gotteshaus war sehr zahlreich besucht worden. Ryllo brachte von dort ein Brödchcn, wie es die kop­tischen Christen bei ihrer Abendmahlsfcierlichkeit gebrauchen, mir zurück. Es war aus Waizcnmchl frisch gebacken, rund, einen Zoll hoch und hielt drei Zolle im Durchmesser; auf der oberen Seite

sah man das fünffache Kreuz von Jerusalem: >

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*) Im Jahre 1852 wurden diese vergrößert und verbessert; auch baute man auf Befehl Latief-Pascha's, des Generalgouverneuers von Ost-Sudahn, eine Moschee.

**) Ursprünglich ,,Belk"; von AnderenBei" oderBeg" geschrieben, so viel als Oberst.