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Erster Theil
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aufgeschlagen haben. Die Mimosenbüsche erstrecken sich vielleicht auch weiter das Thal hinauf oder hinab, je fähiger dieses ist, Ve­getation zu erzeugen und zu erhalten. Zuweilen sieht sich der Rei­sende bitter getäuscht. Eine mit saftigen, dunkelgrünen Blättern überklcidete Ebene zeigt sich dem Auge, die Karawane bricht in lau­ten Jubel aus; man erreicht sie es ist die Menschen und Thieren ungenießbare Scnna oder der Coloquintenkürbis, dessen Genuß fast giftige Wirkungen hat. Ueber diesem so verschieden er­scheinenden Landstriche liegt jahraus jahrein die Sonne mit ihrer ganzen Gluth; sie blitzt vom Morgen bis zum Abend von dem wolkenfreien, dunklen Himmel herab und ruft eine fast unleidliche Hitze hervor. Das ist das allgemeine Bild der Wüste.

Doch leicht veränderlich, gleichwie der ungemessene Ozean, ist auch das Meer des Sandes. Auch hier ist es der Wind, welcher den Sand wie des Meeres Wogen aufrüttelt und zu Bergen treibt. Während des Nord- und Ostwindes sieht man seine feineren Par­titen sich einige Fuß hoch erheben und über den Wellenhügcln kreiseln, bei Süd- und Westwind steigt er, wenn die Strömung der Lust elektrisch wird, hoch empor, verfinstert den Himmel oder färbt ihn mit den brennendsten Tinten und jagt vor der rasenden Windsbraut eilig dahin. Das ist dann der gefürchteteSa- muhin" der Wüste, derGifthauchende", wenn ich Samuhm übersetzen soll. Mit Recht fürchtet ihn der Araber, mit Recht be­legt er ihn mit einem so entsetzlichen Namen. Er ist das Schrecken des Reisenden.

Der Wüste ähnelt in noch anderer Hinsicht dem Meere. So wie dort der Wirbelwind des Himmels Wolken herabzieht, um sie mit von ihm gehobenen Wasserkegcln zu vereinen, welche er dann zum Entsetzen der Schiffe über die Wasserfläche dahintreibt, so ficht der Reisende in der Wüste den Sand sich erheben, zu starken und mächtigen Säulen sich gestalten und diese sich bald langsam, bald mit unheildrohender Schnelligkeit bewegen. Der Wanderer steht er­starrt, Furcht lähmt seine Glieder, Entsetzen bindet seine Zunge, und dennoch möchte er wieder seine Bewunderung laut werden las­sen. Jeden Augenblick wechseln die Säulen ihren Stand, ihr Aus-