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Und doch däuchte es unö, niemals köstlicheres Wasser getrunken zu haben. Später erhielten wir noch frische Ziegenmilch und schwelgten in ihrem Genusse. Die Milch und daö Wasser machte uns reich, weil wir nie so arm an dem Nothwendigsten gewesen waren, als kurz vorher.
Still und ernst gingen wir in's neue Jahr hinüber. —
Die Strahlen der Sonne des ersten Morgens im Jahre 1848 brann- tcn kurz nach ihrem Aufgange recht fühlbar auf uns herab. Wir waren schon, ehe es tagte, wach, beglückwünschten uns gegenseitig und sandten von hier auS unsere Grüße der fernen, kalten Hcimath zu. Dann ordneten wir die Karawane und eilten ihr auf unseren Dromedaren weit voraus. Den Mittag verbrachten wir unter einem über vier, in die Erde gepflanzten Lanzen gespannten Tuche und ließen die Lastkamele an uns vorüberziehen. Erst Nachmittags um drei Uhr folgten wir ihnen auf unseren schnellfüßigen Hedjinihn*) von Neuem. Aber wir mußten nicht auf dem rechten Wege sein; der Führer wurde unruhig und suchte mit aller Anstrengung einen Hügel, von dem aus er wahrscheinlich eine weitere Aussicht gewinnen wollte, zu erreichen. Schließlich erklärte er geradezu, daß er sich verirrt habe. Unsere Lage war gerade keine angenehme. Abgeschnitten von den Lastkamelen, ohne Nahrungsmittel, ohne Wasser irrten wir in der Wüste umher; beängstigende Gedanken malten uns unsere nächste Zukunft mit trüben Farben aus. Da fiel mir, fast zufällig der Kompaß in die Hände; wir zeigten ihn mit lautem Frcudenrufe den darüber nicht wenig erstaunten Nomaden und änderten nach ihm, trotz aller Gegenvorstellungen des Führers, sofort die bisher befolgte Richtung. Nach ander-halbstündigem Ritte entdeckte das scharfe Auge des Wüstensohncs lebende Wesen, welche wir mit unseren Fernrohren für Kamele erkannten. Eine Stunde später hatten wir sie erreicht; es waren die unsrigen. Der Führer schüttelte erstaunt sein Haupt. „Setrürlrel ei vlrtznckz rval- 1M kmckjiüb!" (Die Sachen der Franken sind bei Gott wunderbar!) sagte er zu seinen Gefährte».
-) Plural von „Hedjihn."