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Erster Theil
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blößtem Busen und nur um die Lenden geschürzt, die Feinde ver­folgen ; Kinder und Greise fechten mit der Kraft der Männer. An der brennenden Hütte, welche den Pascha und fünfzig seiner Offi­ziere einschließt, beginnt der Vernichtungskampf. Wer hcrausflieht, wird niedergestochen; die Bleibenden frißt das Feuer, Keiner ent­kommt*). Schendi und Metämme sind in einer Nacht von den Feinden befreit. An den übrig gebliebenen Mauern des festen Schlosses zu Metämme bezeugen noch heute dunkle Blutflecken die Begebenheiten jener Tage.

Nur wenige von den Soldaten Jsmaöl-Pascha's entka­men auf ihren Schiffen und brachten dem in Kordofahn weilenden Mahammed-Bei el Defterdahr die grauenvolle Nachricht. Dieser, wegen seiner Grausamkeitenel Djelahd", der Henker, genannt, eilte mit der ganzen Macht seines Heeres nach Schendi und schwur, die Manen seines Oberbefehlshabers und Verwandten blutig zu rächen. Obgleich die Nubier sich mit aller Macht rüste­ten, waren sie doch nicht im Stande, den wohlgeübten Truppen Mahammed - Be'r's zu widerstehen. Sie wurden wieder geschlagen. Niemand kennt die Zahl der Menschen, welche jener Tyrann seiner Rache opferte; sie soll die Hälfte der damaligen Bewohncrzahl weit überstiegen haben. Mahammed-Be'r vernichtete die Blüthe der streitbaren Mannschaft Nubiens und mordete die Greise, Frauen und Kinder des unglücklichen Volkes. Die Gräuclthaten, welche er ausübte, sind nicht zu beschreiben und machten auf das Volk einen fürchterlichen Eindruck. Ich habe das hier Mitgetheilte aus dem Munde eines Augenzeugen vernommen. Der Nubier Tomboldo, einer meiner nachherigen Diener, war in der Periode jener Schrcckcns- tage noch ein kleiner Knabe; er war, wie er sagte,im Blute sei­ner Landsleute groß geworden." Als er mannbar wurde, sproßten

*) Es wird den in jener Strohhütte eingeschlossenen Soldaten ewig zum größten Ruhme gereichen, wie sie ihren Feldherrn vor dem sie Alle vernichtenden Feuer zu schützen versucht haben. Man fand den Pascha un­versehrt unter einem Haufen halb und ganz verkohlter Leichen. Die Sol- daten hatten ihn mit ihren eignen Leibern vor den Schmerzen des Flam­mentodes bewahrt. Er erstickte in der Mitte seiner Getreuen.