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Erster Theil
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ihm statt des kohlschwarzen Haares der Nubi'er graue Haare um Mund und Kinn; sein Haupthaar ergraute noch vor seinem zwanzigsten Jahrewegen deS vielen Blutes, welches vor seinen Augen vergossen worden war."

Nach dem letzten, lange dauernden Blutbadc war die Unter­jochung der Nubicr beendet. Das früher freie und stolze Volk der Scheikke hörte auf ein Volk zu sein. Die Häuser der Getödte- ten verfielen, Schendi und Metämme verödeten, die Felder blieben unbebaut, der Sand der Wüste bedeckte das frühere Kulturland. Dreifach schwerer lastete das Joch, welches die Nubier abzuschüt­teln versucht hatten, auf ihnen; es lastet heute noch. Erst nach Jahren entstand ein in der Knechtschaft aufgewachsenes Geschlecht, das sich geduldig dem Beherrscher seines Landes unterwirft. ES ist knechtischer geworden als seine kampflustigen Vorfahren, aber nicht besser als diese*).

Nachdem sich Mahammed-Be'r am Blute seiner gemordeten Schlachtopfcr genugsam gesättigt hatte, drang er unaufhaltsam dem Süden zu. Die das Land durchreisenden Sklavenhändler brachten vom oberen Laufe des blauen Flusses Goldkörner und Goldringe, vorn Bahhr el abiadt vorzügliches Elfenbein in großer Menge mit sich. Sie erzählten, daß die Sudahnesinnen schwere Goldringe in der Nase trügen, daß der König der Fungi zu Sennahr, der Hauptstadt seines Reiches, eine Serieba von Elephantenzähncn um seinen Strohpallast gezogen habe, wie man sich dasselbe noch heut zu Tage vom Sultahn Dahr-Fuhrs erzählt. Die Heerden der Kamele und Rinder, welche bisher nur von dem König der Wild- niß, dem Löwen, belästigt, in den tropischen Wäldern an den Ufern

*) Melik Nimmer entfloh nach Abyssinien. Die türkische Regierung sehte einen hohen Preis auf seinen Kopf und dingte Mörder für ihn. Selbst der Vater einer seiner Frauen zettelte gegen ihn eine Verschwörung an, wurde aber von seiner eignen Tochter an den Häuptling verrathen. Dieser lud die Verschwornen zu einem Gastmahl ein und ließ sie umbringen, wo­bei die erwähnte Frau ihren eignen Vater erdolcht haben soll. Der Melik entging glücklich allen Nachstellungen, lebte lange in hohen Ehren und starb erst vor wenigen Jahren. Er wurde von seinen früheren Vasallen oft besucht und von ihnen wie ein Heiliger verehrt.